Die ultimative Herausforderung im Stressmanagement. Oder: Wie finde ich die richtige Balance?

Erinnerst du dich an den ersten Artikel aus der Einführungsserie zum Thema Stress? Dort haben wir erklärt, dass Stress nicht nur negativ sein muss, sondern im Fall von Eustress angenehm, gesund und unglaublich motivierend sein kann.

Sicher kennst du auch die Situationen, in denen du

  • für eine Aufgabe brennst, die Zeit vergisst, hochkonzentriert arbeitest und dich am Ende freust, wie gut das geklappt hat.
  • dich auf eine Sache riesig freust, sie dich positiv stimuliert – zum Beispiel ein erstes Date.
  • etwas Positives erlebst, du zum Beispiel befördert wirst.
  • eine unangenehme Aufgabe endlich hochmotiviert angehst, weil du dich innerlich darauf eingerichtet hast.

Eustress lässt deinen Körper kribbeln, er fühlt sich herrlich an und lässt sich positiv in die Zukunft schauen. Was wäre das Leben ohne Herausforderungen, erfolgreich gemeisterte Aufgaben und das wunderbare Gefühl, über sich selbst hinauszuwachsen? Genau: ziemlich langweilig.

Schau dir mal die folgende Grafik an: Bei Eustress steigt deine Leistungsfähigkeit, du bist konzentriert und motiviert. Das macht Spaß! Links und rechts davon liegen jedoch Bereiche, in denen du entweder über- oder unterfordert bist.

Besonders gut passt die Abbildung zum Arbeitsleben. Langweilst du dich dort, wirst du frustriert und müde. Klingt ziemlich unschön – ist es auch. Den rechten Bereich möchtest du allerdings ebenso wenig erleben: Ständige Überstunden, Konflikte mit dem Chef und eine harte Deadline nach der anderen. Das strengt an und lässt dich auf Dauer ausbrennen.

Also bleiben wir beim Eustress, dem positiven Bereich. Sollten wir also immer in diesem grünen Bereich leben? Njaaa … nein. Es wäre ja zu einfach. Suchst du pausenlos nach Eustress, läuft dein Körper irgendwann trotzdem ständig auf Hochtouren – und das tut ihm nicht gut. Pausen müssen her!

Stress und Erholung

Unser Körper ist ein wunderbares und komplexes Gebilde, das sich über Millionen von Jahren an die Umgebung angepasst hat – vorausgesetzt wir verhalten uns entsprechend. Ist einer unserer Vorfahren unter höchstem Stress vor einem Säbelzahntiger geflüchtet, so hat er seinem Körper danach Ruhe gegönnt. Er brauchte Zeit zum Auftanken der Energiereserven!

Schau mal auf das folgende Bild – es zeigt eine typische und gesunde Stresskurve. Du kannst sehr schön erkennen: Klar, bei hohen Anforderungen werden wir müde, das Stress-Level steigt. Ruhephasen nutzt der Körper zum Regenerieren – so weit, so gut.

Warum fühlen wir uns trotzdem so gestresst, wenn unser Körper doch dafür gemacht ist, mit Stress umzugehen?

Ganz einfach: Weil wir uns eben nicht die benötigten Pausen gönnen. Sport direkt nach dem Aufstehen, Pendeln zum Büro, Deadlines und die blöde Kollegin Mia, die schon wieder mit ihrer nervtötenden Stimme ins Telefon flötet. Am Nachmittag womöglich die Kinder zum Fußball fahren, sich mit dem Nachbarn streiten, der schon wieder zehn seiner Kumpels eingeladen hat. Dann wollen wir natürlich noch gesund leben, also wird gekocht und vielleicht noch eine Runde Yoga eingeschoben (alternativ tuts auch eine Pizza – wir sind schließlich nicht immer Superwoman). Schnell noch eine Präsentation für den nächsten Tag vor der Geschäftsführung vorbereitet, eine halbe Stunde vor dem Fernseher – und dann viel zu spät ins Bett.

Wo bleiben die Pausen? Gönnst du dir überhaupt Pausen? Die folgende Grafik zeigt sehr eindringlich, was ohne Ruhephasen passiert:

Sind die Pausen zu kurz, schafft es dein Körper nicht mehr, das Stressniveau zu senken und zu regenerieren. Je kürzer die Pausen, desto weiter oben auf der Ermüdungsskala beginnt der nächste Tag. Kein Wunder, dass du gestresst bist, oder?

Weil unser Körper allerdings einen echt großen Selbsterhaltungstrieb hat, wird er bei Dauerstress die Reißleine ziehen: Achtest du nicht gut auf dich, wird er dich mit Zwang ausbremsen, zum Beispiel durch Magenschmerzen, Depressionen oder Burnout. Klingt nicht gut – will keiner von uns haben. Wirklich nicht!

Müssen wir es so weit kommen lassen? Definitiv nicht. Deshalb gibt es jetzt noch ein paar Fakten, die dir dabei helfen, den Stressrhythmus zu verstehen. Christoph Eichhorn hat in seinem Buch „Gut erholen – besser leben: Das Praxisbuch für den Alltag“ ein paar Zusammenhänge beschrieben:

  • Je höher und länger die Belastung ist, desto länger muss auch die Erholungsphase sein.  Heißt konkret: Ein einschneidendes und hochstressendes Erlebnis wie z.B. eine Scheidung benötigt eine längere Regeneration als eine einmalige Nervosität vor einem Vortrag im Kleingartenverein.
  • Belastung summiert sich auf: Was sich früh am Morgen noch einfach anfühlt, stresst am späten Nachmittag. Schläfst du zudem noch schlecht oder zu wenig, hat der Körper noch weniger Zeit zur Erholung – auch vergleichsweise leichte Aufgaben können sich dann schon schwierig anfühlen.   
  • Vielen von uns fällt es schwer, richtig abzuschalten. Kennst du das auch? Du kommst gestresst nach Hause und fühlst dich gleichzeitig aufgedreht und müde. Du hast zu nichts richtig Lust und vertreibst dir Zeit mit dem Handy oder Fernsehen.

Fazit

Unser Körper kann sich hervorragend selbst regulieren – wenn wir ihn denn lassen. Das heißt bezogen auf Stress: Gönn dir die Ruhephasen, die du nach einer Anstrengung benötigst. Nur dann gehst du fit und energievoll in die nächste Herausforderung und vermeidest ein gefährliches Aufschaukeln deines Stress-Levels.

 

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