Was haben Kopfschmerzen mit Stress zu tun? Gibt es hier einen Zusammenhang? Und wo kannst du ansetzen? Die kurze Antwort: Ja, es gibt einen Zusammenhang – und in diesem Artikel schauen wir genauer hin!
Wichtig:
Wir erwähnen im Artikel mehrere Studienergebnisse zum Thema Migräne. Dabei ist uns bewusst, dass alleiniger Stressabbau keine Migräne kurieren kann. Allerdings haben viele Studien nachgewiesen, dass ein weniger stressiger Lebensstil die Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken verringern kann.
Auch wichtig:
In diesem Artikel beleuchten wir den Zusammenhang zwischen Stress und Kopfschmerzen und gehen nicht auf medizinische Ursachen von Kopfschmerzen ein. Falls du unter ständigen Kopfschmerzen leidest, dann suche einen Arzt auf.
Kopfschmerzen: Ein Kurzporträt
Beginnen wir mit einem kurzen theoretischen Einstieg: Was sind überhaupt Kopfschmerzen?
Kopfschmerzen sind drückende, pochende oder stechende Schmerzen im Kopf oder seiner Umgebung, die auf Reizung von schmerzempfindlichen Nerven, Hirnhäuten oder Blutgefäßen beruhen.
Es werden primäre und sekundäre Kopfschmerzen unterschieden:
- Primäre Kopfschmerzen treten als eigenständige Erkrankung auf und sind keine direkte Folge einer anderen medizinischen Ursache. Beispiele hierfür sind Spannungskopfschmerzen und Migräne.
- Sekundäre Kopfschmerzen hingegen treten als Symptom einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung oder Verletzung auf, wie zum Beispiel eine Gehirnerschütterung, eine Infektion oder ein Tumor.
In diesem Artikel schauen wir lediglich auf primäre Kopfschmerzen, da diese deutlich mit Stress in Beziehung stehen.
Wichtig:
Stress ist bei weitem nicht der einzige Auslöser von Kopfschmerzen. Stattdessen können Kopfschmerzen durch unzählige Faktoren ausgelöst werden, wie zum Beispiel hormonelle Schwankungen, Wetterfühligkeit, extremer Lärm oder auch aufgrund mechanischer Ursachen, wie eine zu eng sitzende Brille. In diesem Artikel schauen wir aber bewusst auf den Zusammenhang zwischen Stress und Kopfschmerzen. Du wirst sehen: Viele andere Ursachen von Kopfschmerzen stehen auch mit Stress in Verbindung.
5 Hauptursachen, warum Kopfschmerzen durch Stress ausgelöst werden
Die Studienlage zum Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und Stress ist eindeutig:
Stress und Migräne stehen in einem wechselseitigen Zusammenhang: Stress ist ein häufiger Auslöser, und Migräneanfälle wirken als Stressoren, was zu einem Teufelskreis mit zunehmender Migränehäufigkeit führen kann.
Quelle
Höhere Stressbelastung erhöht die Häufigkeit von Kopfschmerzen.
Quelle
Stress wurde bei 79,7 % der untersuchten Patienten als Auslöser für akute Migräneanfälle identifiziert.
Quelle
Emotionaler Stress ist ein häufiger Auslöser für Kopfschmerzen, wobei eine wechselseitige Beziehung zwischen Migräne und Stress besteht, und Stress in der frühen Kindheit kann Menschen für Kopfschmerzen im späteren Leben prädisponieren.
Quelle
Aber warum gibt es diesen engen Zusammenhang? In den folgenden Abschnitten findest du die Antwort!
1. Muskelverspannungen
Viele typische Spannungskopfschmerzen werden durch Verspannungen insbesondere im Nacken und in den Schultern ausgelöst. Hierfür gibt es zwei typische Gründe:
- Stressreaktion im Körper: Stress führt dazu, dass unser autonomes Nervensystem vermehrt Stresshormone ausschüttet. Dadurch schlägt das Herz schneller, der Puls steigt – und die Muskulatur spannt sich an. Der Körper mobilisiert seine Energiereserven, um reflexartig den eigenen Organismus zu schützen.
- Körperhaltung: Achte mal darauf, wie du in stressigen Situationen am Schreibtisch sitzt – vermutlich nicht sonderlich entspannt. Stattdessen trägt eine verkrampfte Körperhaltung mit hochgezogenen Schultern oder angespanntem Nacken zu Kopfschmerzen bei.
Nimm mit:
Die Stressreaktion im Körper lässt bereits die Muskulatur verspannen, und eine schlechte Körperhaltung kann den Effekt verstärken. Diese Muskelverspannung kann zur Kopfschmerzen führen. Sorge für genügend Ausgleichsbewegungen und eine gute Haltung.
2. Verengung der Blutgefäße
Bleiben wir bei der typischen Stressreaktion im Körper: Wenn der Körper sich auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorbereitet, verengen sich durch die Ausschüttung von Adrenalin die Blutgefäße. Das Problem:
„Erweiterte oder verengte Blutgefäße oder Verspannungen verursachen die vermutlich weit überwiegende Zahl der in verschiedenen Variationen und Stärken vorkommenden Kopfschmerzen. Die Schmerzreize werden übertragen durch Nervenzellen in Blutgefäßen, Hirnhäuten, Schädeldecke sowie Hals- oder Nackenmuskulatur.“
„Höchstwahrscheinlich sind es Anpassungsprobleme der Blutgefäße im Kopf, die sich nur schwer an veränderte Umweltbedingungen (Temperatur, Luftdruck usw.) gewöhnen können, welche den Schmerz letztlich auslösen.“
Quelle
Hier kannst du nur indirekt ansetzen, indem du die Elastizität deiner Blutgefäße trainierst – beispielsweise durch Ausdauersport oder regelmäßige Besuche in der Sauna.
Nimm mit:
Die Blutgefäße im Kopf verengen und weiten sich durch Stress und weitere Umwelteinflüsse – und das kann Schmerz auslösen.
3. Der Stress lässt nach
Kennst du das auch? Nach einer wirklich stressigen Phase ist endlich Wochenende oder Urlaub – und dann beginnen die Kopfschmerzen. Seltsamerweise scheint es einen Zusammenhang zwischen abnehmendem Stress und Kopfschmerzen bzw. Migräne zu geben.
Eine Studie zeigt einen auffälligen Zusammenhang zwischen der Verringerung des wahrgenommenen Stresses und dem Auftreten von Migränekopfschmerzen. Die Forscher fanden heraus: In den ersten sechs Stunden, in denen sich hoher Stress abzubauen beginnt, steigt das Migräne-Risiko um das Fünffache. Die Theorie der Wissenschaftler: Auch hier spielen wieder Hormone eine Rolle, in diesem Fall das Absinken des Stresshormons Cortisol.
Was machen wir daraus? Den Stress besser nicht absinken lassen? Wohl kaum. Falls dir dieses Phänomen bekannt vorkommt, solltest du die Schmerzen als Zeichen deines Körpers ansehen, dass du deine Ressourcen kräftig überlastet hast. In der Zukunft solltest du vermeiden, dass du überhaupt so viel Stress anhäufst und vorher ansetzen, um das Risiko für Kopfschmerzen nach Stressabfall zu senken.
Nimm mit:
Manchmal treten die Kopfschmerzen erst dann auf, wenn der Stress nachlässt. Falls dir das bekannt vorkommt: Achte auf Frühwarnzeichen und versuche, frühzeitig gegenzusteuern.
4. Vernachlässigen von gesundheitsfördernden Maßnahmen
Du hast einen echt stressigen Tag im Job, lässt die Mittagspause ausfallen, trinkst zu wenig, sitzt zu lange vor einem Bildschirm und lässt auch das Training im Fitnessstudio am Abend ausfallen? Du bist nicht allein! Besonders in stressigen Phasen gelingt es vielen von uns nicht, gesunde Gewohnheiten aufrechtzuerhalten. Typische Beispiele:
- Zu wenig Pausen
- Zu wenig Flüssigkeitsaufnahme
- Zu wenig Bewegung
- Weglassen von Mahlzeiten
- Erhöhter Alkoholkonsum
- Überanstrengung der Augen
Dazu kommt eine oft ungünstige Körperhaltung, ohne dass diese durch Bewegung ausgeglichen wird. Das Ergebnis: Nacken- und Schulterverspannungen, die wiederum Kopfschmerzen begünstigen – siehe oben.
Nimm mit:
Besonders in stressigen Phasen solltest du auf einen gesunden Lebensstil achten, um Kopfschmerzen vorzubeugen – auch wenn es schwer ist.
5. Schlafstörungen
Stress und Schlaf stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander. Wenn du ein Problem mit deinem Schlaf und Stress hast, dann sind die beiden Themen mit hoher Wahrscheinlichkeit miteinander verknüpft.
Beispiele:
- Wenn du Stress nicht abbaust und stattdessen grübelst, dir Sorgen machst oder unter Druck stehst, dann führt das oft zu Schlaflosigkeit und Schlafproblemen. Der Körper kommt schwer zur Ruhe, das Gehirn ist noch aktiv. Denk an die Evolution: Wenn du unter Stress stehst, ist dein Körper wachsamer und kann sich nur schwer entspannen.
- Umgekehrt kann mangelnder Schlaf zu Stress beitragen. Nicht umsonst ist Schlafentzug auch eine Foltermethode. Wenn du schon mal eine Phase hattest, in der du nicht gut schlafen konntest, dann kennst du das: Du bist tagsüber müde, reizbar und unkonzentriert.
Auch hier gibt es interessante Studien:
Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und Schlafstörungen, insbesondere Kopfschmerzen, die in der Nacht oder am frühen Morgen auftreten.
Quelle
Kopfschmerzen und Schlafstörungen stehen in einem wechselseitigen Zusammenhang, wobei Kopfschmerzen zu Schlafstörungen führen und Schlafstörungen möglicherweise Kopfschmerzen verursachen.
Quelle
Wichtig:
Kopfschmerzen in der Nacht können natürlich auch andere Ursachen haben, wie zum Beispiel ungünstige Schlafposition oder Verspannungen.
Nimm mit:
Schlaf, Stress und Kopfschmerzen stehen in einem Zusammenhang – auch wenn nicht alle Zusammenhänge wissenschaftlich erforscht sind.
Kopfschmerzen und Stress: Ein Teufelskreis
Stress und Kopfschmerzen können zu einem Teufelskreis werden: Stress kann zu Kopfschmerzen führen, diese können noch mehr Stress auslösen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit von Kopfschmerzen erhöht.
Dazu kommt: Wenn dieser Stresszustand längere Zeit bestehen bleibt, kann sich ein Schmerzgedächtnis bilden. Das bedeutet, dass der Körper den Schmerz immer wieder reproduziert, selbst wenn der eigentliche Stress nicht mehr vorhanden ist. Diese Verbindung zwischen Stress, Schmerzen und dem Schmerzgedächtnis bildet eine negative Spirale, die nur schwer zu durchbrechen ist.
Umso wichtiger ist es, auf ein robustes Stressmanagement zu achten – und genau dafür findest du auf unserem Blog eine Menge Artikel und hier viele kostenlose Ressourcen.
Was ist die Lösung?
Es wäre vermessen, wenn wir innerhalb eines kurzen Artikels alle komplexen Zusammenhänge zwischen Stress, Kopfschmerzen, Verspannungen, Lebensstil und möglichen Krankheiten abdecken wollen würden. Trotzdem hat sich ein genauerer Blick gelohnt – schließlich gibt es einige deutliche Hinweise darauf, wie Stress Kopfschmerzen begünstigen kann.
„Reduziere deinen Stress und deine Kopfschmerzen sind vom Tisch“? So einfach ist es nun doch nicht – aber Stressreduktion kann ein wichtiger Faktor sein. Wenn du nun noch berücksichtigst, dass Stressmanagement unzählige weitere positive Effekte auf deine Gesundheit und dein Wohlbefinden hat, dann sind Maßnahmen zur Stressreduzierung ein echter No-Brainer.
Fazit
Beenden wir diesen Artikel mit dem Ergebnis einer weiteren Studie vom Universitätsklinikum Duisburg-Essen:
„Die Befunde belegen, dass Stress ein Faktor ist, der zum Beginn von Kopfschmerzstörungen beitragen kann, dass er die Progression (das Fortschreiten) zu chronischen Kopfschmerzen beschleunigt, Kopfschmerzepisoden verschlimmert, und dass die Kopfschmerzerfahrung selbst wiederum als Stressor dienen kann.“
Quelle
„Diese Ergebnisse zeigen, es betrifft jeden, der unter Kopfschmerzen leidet, und sie betonen die Wichtigkeit von Stressmanagement-Programmen für Menschen mit Spannungskopfschmerzen, Migräne und für die Behandler“, sagte Studienautorin Sara H. Schramm von der Universitätsklinik Duisburg-Essen.