Die wichtigsten Learnings: ➜ Psychische Erkrankungen sorgen für immer mehr und längere Fehlzeiten – der Trend ist seit Jahren steigend. ➜ Burnout-Zahlen nehmen zu, auch wenn sie statistisch oft unter anderen Diagnosen „versteckt“ sind. ➜ Frauen sind häufiger und länger wegen Burnout krankgeschrieben als Männer. ➜ Soziale Berufe (z. B. Pflege, Erziehung, Verwaltung) sind besonders stark betroffen. ➜ Ältere Beschäftigte (60–64 Jahre) haben das höchste Risiko, an Burnout zu erkranken.
Du bist auf der Suche nach aktuellen Burnout-Statistiken? Dann bist du hier richtig! Hier fassen wir interessante Entwicklungen zum Thema Burnout zusammen – größtenteils basierend auf offiziellen Publikationen deutscher Krankenkassen.
Hinweis
Viele Reports der Krankenkassen vermelden Zahlen zu psychischen Krankheiten allgemein, nicht immer konkret zum Burnout. Das liegt zum einen an der Zusammenfassung von Leiden zu größeren Gruppen, bei denen „Psychische Krankheiten“ ein großer Block neben beispielsweise Muskel- und Skeletterkrankungen oder Atemwegserkrankungen darstellt. Zum anderen ist Burnout keine eigenständige Krankheit, sondern eine Zusatzdiagnose, die oft in Verbindung mit beispielsweise einer Depression vergeben wird. Depressionen wiederum sind nicht selten Auswirkungen eines Burnouts. Aufgrund der teilweise schwammigen Grenzen sind nicht alle Zahlen eindeutig zuzuordnen, trotzdem zeigen die folgenden Statistiken ein interessantes Bild über die Verbreitung von Burnout in Deutschland.
Allgemeine Statistiken zu psychischen Erkrankungen
Von 2010 bis 2020 nahm die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen um 56 Prozent zu. Im gleichen Zeitraum lässt sich beim Krankenstand insgesamt kein vergleichbarer Aufwärtstrend beobachten.
Die Anzahl der Fehltage ist so hoch wie noch nie und die durchschnittliche Dauer eines psychischen Krankheitsfalls hat ein Rekordniveau erreicht.
Eine Besonderheit psychischer Krankschreibungen ist die hohe Anzahl von Fehltagen. Während ein leichter Atemwegsinfekt in der Regel innerhalb weniger Tage abklingt, fallen Mitarbeiter bei psychischen Leiden oft erheblich länger aus.
Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) veröffentlicht jährlich einen Fehlzeiten-Report, der aktuell in der Ausgabe von 2021 vorliegt. Zu Fehlzeiten psychischer Erkrankungen wird folgende Aussage getroffen:
Damit ist der Anteil der psychischen Erkrankungen erneut gestiegen (+ 0,1 Prozentpunkte), während der Anteil aller anderen Krankheiten gesunken oder gleichgeblieben ist. Seit 2010 haben die Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 56 Prozent zugenommen. Außerdem führen diese Erkrankungen nach wie vor zu auffallend langen Ausfallzeiten. Mit 30,3 Tagen je Fall dauerten sie 2020 mehr als doppelt so lange wie der Durchschnitt mit 13,8 Tagen je Fall.
Auch der jährliche Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse ist eine gute Quelle, um Informationen zu Fehlzeiten aufgrund psychischer Störungen zu erhalten:
Gesundheitsreport Arbeitsunfähigkeiten 2021 der Techniker Krankenkasse
Bei Fehlzeiten aufgrund von psychischen Störungen hingegen lässt sich vom Jahr 2019 zum Jahr 2020 erneut ein weiterer Anstieg feststellen. Dabei ist dieser Anstieg besonders auf eine Zunahme von Fehlzeiten aufgrund von psychischen Störungen bei Frauen zurückzuführen. Bereits seit dem Jahr 2006 ist ein Trend zur Zunahme der Fehlzeiten unter entsprechenden Diagnosen zu verzeichnen, der nur in den Jahren 2013 und 2016 zeitweilig unterbrochen wurde.
Und auch die Barmer hat einen Gesundheitsreport zu bieten:
Barmer Gesundheitsreport 2021
Mit Abstand am längsten dauern Arbeitsunfähigkeitsfälle mit einer Diagnose aus dem Kapitel „Psychische und Verhaltensstörungen“ sowie aus dem Kapitel „Neubildungen“ (Anmerkung: Hierbei handelt es sich häufig um Krebserkrankungen).
Dieser Trend ist laut Barmer nicht neu:
Barmer Gesundheitsreport 2021
Eine relevante Zunahme der Fehlzeiten lässt sich demgegenüber im Hinblick auf gemeldete Arbeitsunfähigkeitszeiten unter der Diagnose von psychischen Störungen feststellen, welche 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 AU-Tage (Arbeitsunfähigkeitstage) je 100 Versicherungsjahre zugenommen haben, wobei die entsprechende Zunahme bei diesem Diagnosekapitel von 2018 auf 2019 mit 16,3 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre noch stärker ausgeprägt war (vgl. Gesundheitsreport 2020).
Learning Psychische Erkrankungen verursachen immer mehr und deutlich längere Fehlzeiten als andere Krankheitsarten. Das ist ein klarer Hinweis darauf, wie ernst die Belastung im Arbeitsalltag inzwischen ist.
Statistiken zum Thema Burnout
Der BKK-Gesundheitsreport wird jährlich veröffentlicht und widmete sich im Jahr 2019 spezifisch dem Thema „Psychische Gesundheit und Arbeit“. Beginnen wir mit einer Einordnung des Burnout-Begriffs:
Obwohl das Burn-out-Syndrom im ICD-10 mit der Zusatzdiagnose Z73 (Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung) kodiert wird und somit nicht originär zu den psychischen Störungen zählt, wird es dieser Krankheitsgruppe im öffentlichen Sprachgebrauch trotzdem häufig zugerechnet.
Im Report kommt die BKK zu einem für viele überraschenden Schluss:
Wie zu erkennen ist, sind die Werte für die AU-Fälle (Anm.: Arbeitsunfähigkeitsfälle) und auch für die AU-Tage (Anm.: Arbeitsunfähigkeitstage) in den letzten fünf Berichtsjahren nahezu unverändert geblieben. Es zeigt sich, dass dem Thema „Burn-out“ in der Öffentlichkeit eine größere Bedeutung beigemessen wird, als dies die Kennzahlen nahelegen.
Zu einer anderen Erkenntnis kommt der Fehlzeiten-Report 2021 der AOK:
Zwischen 2011 und 2020 haben sich die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund der Diagnosegruppe Z73 (Anmerkung: Diagnosecode für Burnout) je 1.000 AOK-Mitglieder von 96,9 auf 131,7 Tage um fast 36% erhöht. Alters- und geschlechtsbereinigt hochgerechnet auf die mehr als 40Mio. gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten bedeutet dies, dass ca. 180.000 Menschen mit insgesamt 4,5Mio. Fehltagen im Jahr 2020 wegen eines Burnouts krankgeschrieben wurden.
Auch die KKH sieht einen deutlichen Anstieg in den Statistiken der Burnout-Diagnosen:
Demnach diagnostizierten Ärzte 2017 bei rund 24.500 Versicherten ein Burnout-Syndrom – ein drastischer Anstieg von rund 115 Prozent gegenüber dem Jahr 2007.
Learning Auch wenn Burnout offiziell oft „nur“ als Zusatzdiagnose gilt, zeigen aktuelle Zahlen: Die Fehltage und Diagnosen nehmen deutlich zu: Burnout betrifft längst Hunderttausende in Deutschland.
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Zwischen den Geschlechtern zeigen sich deutliche Unterschiede: Frauen sind aufgrund eines Burnouts deutlich länger krankgeschrieben. Im Jahr 2020 entfielen auf Frauen 174 Ausfalltage je 1.000 AOK-Mitglieder, auf Männer hingegen nur 97,6 Tage.
Betrachten wir psychische Krankheiten allgemein, finden wir folgende Aussagen:
Gesundheitsreport Arbeitsunfähigkeiten 2021 der Techniker Krankenkasse
Zwischen den Geschlechtern zeigen sich deutliche Unterschiede: Frauen sind aufgrund eines Burnouts deutlich länger krankgeschrieben. Im Jahr 2020 entfielen auf Frauen 174 Ausfalltage je 1.000 AOK-Mitglieder, auf Männer hingegen nur 97,6 Tage.
Beschäftigte Frauen weisen dabei durchgehend höhere Fehlzeiten als die Männer auf.
Treten psychische Erkrankungen allgemein und Burnout speziell bei Frauen häufiger auf als bei Männern? Das können diese Statistiken nicht eindeutig belegen. Zwei mögliche Erklärungen liegen in dem höheren Anteil von Frauen in Heil- und Pflegeberufen oder in der Tatsache, dass Frauen sich bei psychischen Beschwerden tendenziell eher an Ärzte wenden als Männer.
Learning Frauen sind deutlich häufiger und länger wegen Burnout krankgeschrieben als Männer, möglicherweise, weil sie stärker belastet sind oder psychische Beschwerden eher ärztlich abklären lassen.
Statistiken nach Alter
Der Inbegriff des Burnout-Kandidaten ist der ausgebrannte Top-Manager in mittleren Jahren? Laut Statistik ist das nicht der Fall:
Sowohl Frauen als auch Männer sind am häufigsten zwischen dem 60. und 64. Lebensjahr von einem Burnout betroffen. Weiterhin zeigt sich, dass mit zunehmendem Alter das Risiko einer Krankmeldung infolge eines Burnouts zunimmt.
Learning Am häufigsten von Burnout betroffen sind nicht junge Berufseinsteiger, sondern Menschen zwischen 60 und 64. Das Risiko steigt mit dem Alter deutlich an.
Arbeitsunfähigkeitsfälle nach Branchen und Berufen
Die ersten Forschungen zum Thema Burnout wurden in Heil- und Pflegeberufen in den 1970iger Jahren durchgeführt. Auch später zeigte sich immer wieder: Berufsgruppen mit vielen sozialen Kontakten sind häufig stärker von einem Burnout betroffen als andere Berufsgruppen. Auch in den aktuellen Statistiken zeigt sich, dass Berufe mit starkem sozialen und/oder emotionalem Einsatz herausstechen:
Bei den Auswertungen nach Tätigkeiten zeigt sich, dass vor allem Angehörige kundenorientierter und erzieherischer Berufe, bei denen ständig eine helfende oder beratende Haltung gegenüber anderen Menschen gefordert ist, von einem Burnout betroffen sind. (…) So führen Berufe in der Sozialarbeit und der Sozialpädagogik mit 309,7 Arbeitsunfähigkeitstagen je 1.000 AOK-Mitglieder die Liste an. An zweiter Stelle stehen Berufe in der Haus- und Familienpflege mit 303,0 AU-Tagen. An dritter Stelle folgen die Berufe in der Heilerziehungspflege und Sonderpädagogik mit 295,6 Arbeitsunfähigkeitstagen je 1.000 AOK-Mitglieder.
BKK Gesundheitsreport 2019
Die Branchen, die besonders viele AU-Tage aufgrund psychischer Erkrankungen aufweisen, sind zumeist durch einen hohen Anteil zwischenmenschlicher Interaktion (z.B. Alten- oder Krankenpflege, Sachbearbeiter im Bürgeramt, Busfahrer etc.) geprägt. Am stärksten von überdurchschnittlichen Fehlzeiten sind v.a. solche Tätigkeitsfelder betroffen, die aufgrund eines hohen Anteils zwischenmenschlicher Interaktionen auch besonders hohen psychosozialen Belastungen ausgesetzt sind. Beispielhaft stehen hierfür die Bereiche Gesundheit, Pflege und Soziales, öffentliche Verwaltung, Verkehr oder auch der Bereich der Sicherheits- und Wachdienste. Weniger stark betroffen sind hingegen produzierende bzw. verarbeitende Branchen bzw. Berufe (z.B. im Baubereich, in der Metallverarbeitung oder der Land- und Forstwirtschaft).
Obwohl bestimmte Branchen und Berufsgruppen stärker betroffen sind, konstatiert die BKK:
BKK Gesundheitsreport 2019
Trotz unterschiedlicher Reihung ist ein gleichmäßiger Anstieg der Fehlzeiten für psychische Störungen in den letzten Jahren in allen Branchen beobachtbar.
Learning Berufe mit viel sozialer oder emotionaler Interaktion, wie zum Beispiel Pflege, Sozialarbeit oder öffentliche Verwaltung zeigen die höchsten Burnout-Zahlen. Aber: Der Anstieg betrifft inzwischen fast alle Branchen.
Fazit
Burnout wird zwar nicht als eigenständige Krankheit erfasst, doch die Zahlen zeigen: Immer mehr Beschäftigte in Deutschland geraten an ihre Grenzen und darüber hinaus. Die Statistiken der Krankenkassen machen deutlich, wie stark sich psychische Belastungen in der Arbeitswelt auswirken. Auch wenn viele Fälle offiziell unter anderen Diagnosen wie Depressionen laufen, lässt sich der Trend nicht leugnen: Erschöpfung, Überlastung und das schleichende Ausbrennen nehmen zu:
BKK Gesundheitsreport 2019
Eine weitere Zunahme der krankheitsbedingten Fehlzeiten aufgrund psychischer Störungen ist zumindest aus zwei Gründen sehr wahrscheinlich: Zum einen werden die andauernde öffentliche Sensibilität für das Thema sowie eine verbesserte Diagnosestellung voraussichtlich dazu führen, dass immer mehr Betroffene auch als solche erkannt und versorgt werden. Zum anderen wird die zunehmende Verlagerung von Beschäftigung in den Dienstleistungsbereich wahrscheinlich bewirken, dass Fehlzeiten aufgrund psychischer Störungen durch arbeitsweltliche Belastungen zunehmen. Ein strukturiertes und vorausschauendes Betriebliches Gesundheitsmanagement kann solchen Belastungen wirksam entgegenwirken.
Ob durch ständige Erreichbarkeit, unbezahlte Überstunden oder einen Alltag, in dem Pausen zur Ausnahme werden: Viele Menschen durchlaufen unbemerkt mehrere Stufen, bevor sie ernsthaft erkranken. Und je später reagiert wird, desto länger dauert die Erholung.
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