Kennst du das Zitat „Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen“ von Aristoteles? Passt dieses Zitat nicht auf wirklich viele Lebenslagen? Genau so ist es auch in einem guten Coaching-Prozess: Gleich am Anfang geht es so richtig zur Sache.
So wie es keine einheitliche Definition von Coaching gibt, so existiert auch nicht der einheitliche Coaching-Ablauf. Allerdings gibt es einer Reihe wichtiger Schritte, ohne die ein Coaching weniger effektiv wäre.
Die Schritte im Coaching-Prozess
Unsere Coachings verlaufen in insgesamt 6 Phasen:
Der Coaching-Prozess:
- Kennenlernen
Stimmt die Chemie? Möchten wir zusammen arbeiten?
- Zielformulierung
Wo soll die Reise hingehen?
- Analyse
Wie genau sieht deine Situation aus? Stichwort: Inselerkunden!
- Vertiefung
Wie wird der rote Faden aussehen? Wo möchten wir beginnen?
- Veränderung
Wie kommst du am besten an deinem Ziel an? Hier wird gearbeitet!
- Reflexion und Abschluss
Wurde dein Ziel erreicht? Was passiert jetzt?
Diese Phasen werden nicht immer streng voneinander getrennt. Falls du ein Teilnehmer bist, wirst du gar nicht immer merken, wenn von einer Phase zur nächsten gewechselt wird. Genau darum sollst du dich auch gar nicht kümmern müssen – dein Coach führt dich sicher durch den Prozess.
Beginnen wir mit der ersten wichtigen Phase: dem Kennenlernen.
1. Kennenlernen
Wie ist das, wenn du ein neues Lied hörst? Zum allerersten Mal? Du merkst blitzschnell, ob es dir gefällt oder nicht, stimmts? Genau so ist es auch beim ersten Kontakt mit einem Coach: Schon bei den ersten Worten wirst du erkennen, ob du den Takt, die Tonspur und die Melodie magst oder nicht.
Damit dein Coaching gelingt, ist eine gute Chemie zwischen deinem Coach und dir essenziell. Ein Coach ist weder ein Superheld noch ein moderner Medizinmann. Er doktert nicht an dir herum – er begleitet dich. Deshalb ist die Basis eines guten Coaching-Prozesses Transparenz und Vereinbarungen im Sinne einer guten Partnerschaft. Du musst dich wohl fühlen und das gute Gefühl haben, auf Augenhöhe mit deinem Coach kommunizieren können.
Stell dir ein Coaching wie einen Deal vor: Unterstütz mich dabei, von A nach B zu kommen. Das sind die Schritte. Handshake. Go!
Wichtig: Vielleicht hat es dich einiges an Überwindung gekostet, Kontakt zu einem Coach aufzunehmen. Nicht jeder fühlt sich wohl bei dem Gedanken, Unterstützung bei einem persönlichen Thema zu suchen. Misslingt dann das erste Gespräch, weil die berühmte Chemie eben nicht stimmt, fühlen sich viele entmutigt. Tu das nicht! Auch im Alltag wirst du nicht mit jeder neuen Bekanntschaft auf einer Wellenlänge schwimmen. Warum sollte es bei einem Coach anders sein? Nimm gern Kontakt mit anderen Coaches auf, es wird sich lohnen!
2. Zielformulierung
Ein Coaching ohne Zielformulierung wird schnell zur netten Plauderrunde – angenehm, aber nicht effektiv. Und weil es darum eben nicht geht, braucht es ein Ziel. Du erinnerst dich? Ein Coach begleitet dich auf einer Reise von A nach B – und zwar möglichst schnell und direkt. Wie soll das funktionieren, wenn das Reiseziel nicht klar ist?
Zu Beginn wird also genau hinterfragt, was dein Anliegen ist:
- Wie möchtest du dich am Ende des Coachings fühlen?
- Welche neuen Fähigkeiten oder Kompetenzen möchtest du erlernt haben?
- Welchen Ballast möchtest du nicht mehr mit dir herumschleppen?
Beispiel:
Einer unserer Teilnehmer spricht in seinem kostenlosen Beratungsgespräch über die immense Prüfungsangst. Das Ziel ist klar: Es braucht mentale Vorbereitung und Werkzeuge, um besser mit solchen stressigen Situationen umgehen zu können.
Nun liegt es in der Natur eines Coachings, dass zu Beginn die Ziele nicht immer glasklar vorliegen. Was, wenn ein Teilnehmer sich „überfordert und gestresst“ fühlt, aber die Ursachen selbst nicht so richtig greifen kann? Genau dann hilft der nächste Schritt, um tiefer einzusteigen.
3. Analyse
Diesen Schritt des Coaching-Prozesses nennen wir auch „Inselerkunden“. Wie bitte? Inselerkunden? Was im ersten Moment komisch klingt, ist wirklich einfach:
Übung:
Stell dir mal eine Insel vor. Schließe am besten kurz die Augen und begib dich konkret auf eine Insel. Wie sieht sie aus? Was umgibt dich? Wie riecht es? Was hörst du?
Zurück in die Wirklichkeit: Garantiert sieht deine Insel komplett anders aus als meine oder die deines Chefs. Bei dieser Übung denken wir alle an Inseln – aber im gesamten Spektrum zwischen einsamer Südsee-Insel oder belebtem Sylt variieren.
Das Prinzip ist klar: Jeder Mensch ist einzigartig und hat sein eigenes Modell von der Welt. Ein guter Coach stellt sich der Herausforderung, genau dein Weltmodell zu verstehen – und zwar ganz wertfrei. Wie macht er das: Natürlich über viele Fragen und mit einer großen Portion Neugier:
- Wie sieht deine Insel aus?
- Welcher Leuchtturm steht auf deiner Insel?
- Welche Schätze sind verborgen?
- Welche Wege gibt es?
Mit Hilfe der Antworten baut er Stück für Stück Verständnis für dich und dein Ziel auf. So kann der Auftrag (erinnere dich: von A nach B) viel besser definiert und geklärt werden.
4. Vertiefung
Die Chemie stimmt, die Augenhöhe wurde hergestellt, die Inseln sind bekannt.
In diesem Schritt des Coaching-Prozesses wird nicht selten die Zielformulierung konkretisiert. Mittlerweile sind deutlich mehr Informationen bekannt. Kann es also jetzt losgehen?
Ja, schon … aber womit konkret? Was ist der genaue Ansatzpunkt? Unsere Teilnehmer haben meist mehrere Schauplätze, die im Rampenlicht stehen. Die wichtigste Aufgabe ist nun, den roten Faden herauszuarbeiten und dem Raum zu geben, was gerade präsent ist.
Wer gerade inmitten der Bäume im Wald auf seiner Insel steht, dem fällt es oft schwer, seinen Gedanken Struktur zugeben. Wie gut, dass jetzt ein Coach für den neutralen Blick von außen da ist. Gemeinsam wird auf die Landkarte geschaut und entschieden, wo auf der Insel zuerst angesetzt wird.
5. Veränderung
Jedes Coaching ist individuell, und das gilt besonders für diese Phase des Coaching-Prozesses. Abhängig von der Zielstellung, den aktuellen Prioritäten und den Entscheidungen aus den vorigen Phasen wird ein geübter Coach genau die Werkzeuge anwenden und vermitteln, die für die Problemstellung am besten geeignet sind.
Beispiele können sein:
- Wissensvermittlung, um dem Teilnehmer ein besseres Verständnis zu seinem Thema zu ermöglichen
- Erkennen von Bedürfnissen und das Entdecken und Ausbauen von Ressourcen (oder auch: den wertvollen Bodenschätzen)
- Tiefgründiges Hinterfragen von Gedanken- und Handlungsmustern
- Durchführen von Übungen, die nicht selten zu bemerkenswerten Aha-Momenten führen
Kurz gesagt: Ein Coach wendet Methoden aus dem gesamten Spektrum des Verhaltenstrainings, der Psychologie, dem systemischen Ansatz oder einer anderen hilfreichen Coachingtechnik an. Der Ansatz ist immer: Wir haben uns da selbst reingebracht, dann können wir uns da auch wieder rausholen.
6. Reflexion und Abschluss
Mehrere Coaching-Sessions wurden absolviert, die Gespräche fühlten sich konstruktiv an, und … nun? Woran erkennst du, ob dein Coaching nicht nur abgeschlossen ist, sondern auch erfolgreich war?
Denke zurück an die Reise: Du wolltest von A nach B gelangen. Wie dieses „B“ aussieht, wurde in der Zielformulierung definiert. In dieser wichtigen letzten Phase des Coachings wird geprüft, ob dieses Ziel erreicht wurde. Im Idealzustand wird diese Frage mit einem klaren „Ja“ beantwortet.
Doch was, wenn du das Gefühl hast, du bist noch nicht an deinem Reiseziel angekommen? Ist das ein Zeichen, dass mit dir etwas nicht stimmt oder dein Coach unfähig ist? Absolut nicht! Hey, wir sind alle Menschen und der Anlass für ein Coaching häufig komplex. Wäre es nicht ein Wunder, wenn sich nicht plötzlich weitere Baustellen auftun würden, wenn tiefer gegraben wird?
Egal, ob dein Ziel bereits erreicht wurde oder du noch einen kleinen Umweg fährst: In dieser letzten Phase des Coaching-Prozesses wird ausgewertet, in die Zukunft geblickt und ein Abschluss gefunden, der sich für dich „rund“ anfühlt.
Fazit
Jedes Coaching ist gleich? Absolut nicht! Selten passt ein Standard-Rezept zu jedem Teilnehmer. Um den richtigen Ansatz zu finden und umzusetzen, folgen wir im Coaching zum Stressmanagement einem Prozess, der das Coaching auf eine solide Basis stellt, das Ziel klar formuliert und die Ergebnisse der Veränderungsphase sauber reflektiert.