Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Coaching und Mentoring? Beide Begriffe werden häufig synonym verwendet – aber ist das richtig so? In diesem Artikel schauen wir genauer hin und beginnen mit der Frage: Was ist eigentlich ein Coaching?
Was ist Coaching?
Beim Coaching steht Hilfe zur Selbsthilfe im Mittelpunkt. Es kann im privaten oder beruflichen Umfeld durchgeführt werden. In vielen Fällen arbeitet ein Teilnehmer (Coachee) 1:1 mit einem Coach, aber auch Gruppencoachings sind möglich.
Durch gezielte Fragetechniken und der Vermittlung von Wissen gelingt es dem Teilnehmer, eigene Denk- und Verhaltensweisen zu hinterfragen, neue Einsichten zu gewinnen und so die Lösung für Probleme zu finden. Ausführlich haben wir in folgendem Artikel über die Definition von Coaching geschrieben.
Coaches können Teilnehmer über einen längeren Zeitraum begleiten, häufig unterstützen sie jedoch kurzfristig beim Lösen konkreter Probleme. Coaches verfügen meist über eine spezielle Ausbildung auf ihrem Fachgebiet, beispielsweise als Führungskräfte- oder Stress-Coach. Ein Coach hilft dem Teilnehmer Mitarbeiter dabei, eigene Lösungsstrategien zu entwickeln.
Typische Merkmale eines Coachings:
- Durch gezieltes Fragen gelangt der Teilnehmer zu neuen Einsichten und reflektiert über sein Denken und Verhalten.
- Der Coach gibt weder das Ziel noch den konkreten Weg zur Lösungsfindung vor.
- Die Problemlösung steckt im Teilnehmer – sie wird durch den Coaching-Prozess lediglich ans Tageslicht gebracht.
- Perspektivwechsel spielen wichtige Rolle, um eingefahrene Denk- und Handlungsmuster zu hinterfragen.
Beispiel aus dem beruflichen Umfeld:
Heike wird innerhalb ihres Unternehmens zur Leiterin der IT-Abteilung befördert. Die Fachkenntnisse sind kein Problem – das Führen und Betreuen von Mitarbeitern schon. Weil das Unternehmen das Potenzial von Heike sieht, stellen sie ihr für 3 Monate einen Führungskräftecoach an die Seite, um ihre Kompetenzen als Führungskraft zu stärken.
Beispiel aus dem privaten Umfeld:
Frank ist ein typischer Husky-Typ, der auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen will. Im Job gibt er alles, er trainiert für einen Iron-Man-Triathlon und kümmert sich um seinen Vater, der kürzlich einen Unfall hatte. Er schläft immer schlechter, ist reizbar und merkt, dass seine Konzentration im Job nachlässt. Er bucht ein Stress-Coaching, das ihn dabei unterstützt, all seine Ziele auf gesundem Weg zu erreichen.
Alles klar? Um Coaching und Mentoring unterscheiden zu können, solltest du auch den nächsten Begriff kennenlernen: das Mentoring.
Was ist Mentoring?
Mentoring wird überwiegend im beruflichen Umfeld eingesetzt. Die Grundidee: Erfahrene Mitarbeiter geben ihr Wissen an neue oder junge Mitarbeiter weiter und begleiten diese oft über einen längeren Zeitraum.
Mentoren stammen meist aus dem eigenen Unternehmen und verfügen über langjährige Erfahrung. Das Ziel: Der Teilnehmer (Mentee) wird in das Unternehmen eingeführt, langfristig daran gebunden und kann vom Wissen und der Erfahrung des Mentors profitieren.
Was qualifiziert einen Mitarbeiter zum Mentor? Hierfür gibt es keine Ausbildung, stattdessen verfügt der Mentor schlicht über langjährige Berufserfahrung.
Das sind die Merkmale eines Mentorings:
- Der Mentor verfügt über umfangreiches Knowhow, das er weitergibt.
- Es werden sowohl Fähigkeiten als auch Wissen vermittelt.
- Er gibt konkrete Ratschläge und hilft bei der Orientierung (besonders in neuen Unternehmen).
- Seine Arbeit basiert auf seiner Berufserfahrung.
- Er leitet an und weist auf Fehler hin.
- Auch politisch-strategische Themen und das Öffnen von Netzwerken werden betrachtet.
Gelingt ein Mentoring wie gewünscht, wird ein junger oder aufstrebender Mitarbeiter nicht nur optimal ins Unternehmen eingeführt, sondern auch langfristig daran gebunden.
Beispiel:
Kim hat ihr Trainee-Programm bei einem Online-Dienstleister erfolgreich abgeschlossen und wird dauerhaft ins Unternehmen einsteigen. Direkt nach Arbeitsbeginn wird ihr ein Mentor zu Seite gestellt, er ihr den Einstieg erleichtern soll. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wird er sie begleiten, Wissen und Erfahrungen weitergeben und Kim auf ihre zukünftige Rolle im Management vorbereiten.
Gemeinsamkeiten zwischen Coaching und Mentoring
In den vorigen Abschnitten hast du gesehen: Coaching und Mentoring werden in ähnlichen Lebensbereichen eingesetzt, häufig im beruflichen Umfeld. Auch sonst gibt es eine Reihe von Gemeinsamkeiten:
- Sowohl Coaching als auch Mentoring dienen der Weiterentwicklung der Teilnehmer.
- Bei beiden Beratungsformen steht dem Teilnehmer ein erfahrener Berater zu Seite, in Form eines Coaches oder Mentors.
- Dieser Berater hört zu, hilft beim Reflektieren und dient als Sparringspartner.
- Bei beiden Formen werden Fragen gestellt und Wissen vermittelt.
- Sowohl Coaching als auch Mentoring setzen auf die Bereitschaft zum Lernen und zur Selbstreflexion des Teilnehmers.
Du siehst: Hier gibt es eine Menge Parallelen. Dass Coaching und Mentoring jedoch nicht synonym verwendet werden sollten, siehst du im folgenden Abschnitt.
Unterschiede zwischen Coaching und Mentoring
Die folgende Tabelle beschreibt die Unterschiede von Coaching und Mentoring vorrangig im beruflichen Umfeld. Gleich vorab: Wir nutzen in der Tabelle Begriffe wie „meist“ und „häufig“. Hier gibt es wenig Schwarz und Weiß, sondern jede Menge Graubereiche, weshalb sich die Begriffe nicht immer scharf abgrenzen lassen.
Coaching | Mentoring | |
---|---|---|
Zielsetzung | Stärkung der Kompetenzen eines Mitarbeiters, Hilfe zur Selbsthilfe | Stärkung von Wissen und Fähigkeiten eines Mitarbeiters sowie optimale Eingliederung und langfristige Bindung an die Organisation |
Zielgruppe | Häufig Personen mit Führungs- bzw. Management-Aufgaben | Häufig neue oder unerfahrene Mitarbeiter |
Position des Beraters | Meist ein externer Coach ohne direkten Bezug zum Unternehmen | Ein erfahrener Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens |
Beziehung | Idealerweise auf Augenhöhe ohne hierarchische Unterschiede | Meist geprägt durch eine hierarchisch übergeordnete Position des Mentors |
Freiwilligkeit | Basiert meist auf Freiwilligkeit und Wunsch des Coachees | Wird häufig vorgeschrieben im Rahmen der Einarbeitung |
Dauer | Kann für kurzfristige Problemlösung bis hin zu langfristiger Begleitung eingesetzt werden | Meist langfristige Begleitung |
Ausbildung | Meist ein geschulter Coach, der über Methodenkompetenz im Coaching verfügt | Meist ein erfahrender Mitarbeiter, der Fachwissen im jeweiligen Unternehmensbereich hat |
Rolle des Beraters | Unabhängig und neutral | Meist die Interessen des Unternehmens im Hinterkopf |
Auch im privaten Umfeld wirst du ähnliche Unterschiede sehen. Hier findet die Beratung jedoch (fast) immer freiwillig statt. Doch auch hier ist die Unterscheidung deutlich: Ein Coaching unterstützt beim Lösen konkreter Probleme, beim Mentoring möchte ein Teilnehmer von Erfahrungen eines anderen profitieren, der ähnliche Herausforderungen gemeistert hat.
Fazit
Beim Coaching und Mentoring gibt es viele Gemeinsamkeiten, jedoch auch deutliche Unterschiede. Während das Mentoring ein oft langfristiger Prozess ist, bei dem der Mentor sein Wissen und seine Erfahrungen weitergibt, unterstützt ein Coach oft beim Lösen konkreter Probleme und steht für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung.
Wie so oft: können und müssen die Disziplinen nicht scharf getrennt werden. Je nach Zielsetzung können zur Weiterentwicklung Werkzeuge aus einem oder auch beiden Disziplinen eingesetzt werden.