Es ist kaum möglich, an einem Supermarktregal vorbei zu gehen, ohne Produkte mit den Aufschriften “Reich an Antioxidantien” oder “200% mehr Antioxidantien” zu finden. Aber was genau sollen Antioxidantien unserer Gesundheit bringen? Wir haben uns auf die Suche nach einer Antwort gemacht!
Kleine Warnung: Dieser Artikel könnte ein wenig an deine Schulzeit im Fach Chemie erinnern. Aber keine Sorge: Wir machen es dir so leicht wie möglich und vereinfachen ein paar dieser wahnsinnig komplexen Prozesse. Glaub uns – es lohnt sich, weiterzulesen.
Also, beginnen wir mit den Grundlagen:
Was sind freie Radikale?
Es ist wenig sinnvoll, über Antioxidantien (bekannt durch ihre Wirkung als “Radikalfänger”) zu schreiben, wenn niemand weiß, was freie Radikale sind. Kurz gesagt: Freie Radikale sind instabile Atome, die (im Übermaß vorhanden) Zellen schäden können, was zu Krankheiten und frühzeitiger Alterung führt.
Aha.
Instabile Atome? Mir hat das nicht sonderlich viel gesagt. Gehen wir also einen Schritt weiter und erinnern uns an den Chemieunterricht. Atome bestehen aus einem Protonenkern und Elektronen, die schalenförmig darum angeordnet sind. Das ganze ähnelt ein wenig dem Sonnensystem. Ist eine Elektronenschale voll, wird die nächste Schale gefüllt.
Atome sind dann stabil, wenn die äußere Schale komplett gefüllt ist. Ist das nicht der Fall , werden die Atome instabil und versuchen, sich schnell mit anderen Atomen zu verbinden, um das fehlende Elektron zu “stehlen”.
Dies kann zu einer Kettenreaktionen führen: Das erste freie Radikal nimmt sich ein Elektron eines anderen Moleküls, was dieses wiederum instabil und damit zu einem freien Radikal macht. Und dieses neue freie Radikal tut was? Genau: Es stiehlt sich ein Elektron des nächsten Moleküls – ein Domino-Effekt, der ganze Zellstrukturen beschädigen kann.
Sind freie Radikale also komplett schlecht?
Absolut nicht! Freie Radikale entstehen durch Oxidation und sind natürliche Nebenprodukte unseres Körpers und entstehen zum Beispiel, wenn du Nahrung verdaust. Freie Radikale sind in Maßen lebensnotwendig:
Der gesamte Verdauungsprozess basiert auf diesen chemischen Reaktionen.
Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Arbeit des Immunsystems, indem sie Krankheitserreger bekämpfen.
Moment mal … aber wenn sie sie natürlich sind, warum werden sie dann so negativ betrachtet? Weil es – wie so häufig – auf das Maß und die Balance ankommt.
Was ist oxidativer Stress?
Während Oxidation ein natürlicher Prozess ist, ist eine Überproduktion freier Radikale negativ: Zellstrukturen werden beschädigt, wie die Zellmembranen, die DNA und Proteine. Dieser schädigende Prozess wird als “oxidativer Stress” bezeichnet. Stell dir vor, unzählige deiner Zellen werden von freien Radikalen beschädigt – klingt nicht gut, oder? Kein Wunder, dass dieser Prozess zu einer Reihe von Krankheiten führen kann:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Bestimmte Krebsformen
- Alzheimer
- Parkinson
- Geschwüre
- Arthritis
- Lungenemphysem (chronische Erkrankung der Lunge)
- Bluthochdruck
- Diabetes
Noch nicht genug: Als weiterer Effekt lässt oxidativer Stress den Körper zusätzlich schneller altern. Das kommt dir irgendwie bekannt vor? Kein Wunder: Oxidativer Stress steht in engem Zusammenhang mit Entzündungsprozessen im Körper, über die wir hier geschrieben haben.
Wie freie Radikale im Körper entstehen
Wie oben beschrieben: Freie Radikale sind zunächst einmal völlig natürlich und Teil unseres Körpers. Sie können durch alles entstehen, was wir aus unserer Umwelt aufnehmen. Unser Körper ist dafür gemacht, Nahrung zu verdauen und mit Schadstoffen umzugehen – wenn es denn im Rahmen bleibt.
Aber schauen wir mal, was besonders viele freie Radikale im Körper entstehen lässt:
- Lebensmittel: Frittiertes, Zucker, schnelle Kohlenhydrate
- Getränke: Alkohol, Soft-Drinks
- Luft: Tabakrauch, Luftverschmutzung
- Sonstiges: Pestizide, Chemikalien in Reinigungsmitteln, starke Sonneneinstrahlung
Übrigens führen auch Sport und Training kurzfristig zu oxidativem Stress: Der Körper wird hart belastet, eine Reihe biochemischer Prozesse wird angestoßen. Ist das ein Grund, auf Sport zu verzichten? Natürlich nicht: Im Gegensatz zu den oben genannten Faktoren hilft Sport nämlich dabei, den Körper besser auf den Umgang mit freien Radikalen zu trainieren.
Damit hätten wir regelmäßige Bewegung schon einmal als einen wichtigen Faktor für eine gesunde Lebensweise identifiziert (Überraschung!). Aber es gibt weitere mächtige Gegenspieler zu freien Radikalen: die Antioxidantien.
Was sind Antioxidantien?
Du erinnerst dich an die fiesen freien Radikale, die anderen Zellen ihre Elektronen stehlen? Antioxidantien sind spendierfreudig: Sie können ein Elektron abgeben, ohne selbst instabil zu werden – die Kettenreaktion wird gestoppt.
Stell dir Antioxidantien wie eine Putzkolonne vor: So wie Ballaststoffe den Darm sauber machen, entfernen Antioxidantien radikalen Müll aus den Zellen. Klingt gut, oder?
Also, wie kommen wir an diese Antioxidantien ran? Es gibt verschiedene Arten von Antioxidantien:
- Endogene Antioxidantien: Diese werden vom Körper selbst gebildet, stehen jedoch nicht unbeschränkt zur Verfügung.
- Sekundäre Antioxidantien: Diese können nicht vom Körper selbst gebildet werden, sondern müssen über die Nahrung zugeführt werden.
Das ist also die gute Nachricht: Durch die schlaue Auswahl unserer Lebensmittel können wir a) weniger freie Radikale aufnehmen und b) uns mehr sekundäre Antioxidantien besorgen. Wichtig zu wissen: Bei den sekundären Antioxidantien gibt es nicht “das” Antioxidant, das alle freien Radikale eliminieren kann. Stattdessen ist “Antioxidantien” ein Oberbegriff für verschiedenste Stoffe. Zu den wichtigsten zählen:
- Beta-Carotin
- Vitamin E
- Vitamin C
- Vitamin A
- Liponsäure
- Lutein
- Lycopin
- Selen
Jedes Antioxidant erfüllt eine andere Funktion, du kannst sie nicht gegeneinander austauschen. Schlussfolgerung: Es braucht eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung, um möglichst viel von dem “guten Zeug” zu bekommen.
Fazit
Fassen wir zusammen: Freie Radikale und Antioxidantien sind natürliche und lebenswichtige Bestandteile unseres Körpers und befinden sich idealerweise im Gleichgewicht. Durch unsere Lebensweise und Umwelteinflüsse kann dieses Gleichgewicht jedoch aus der Balance geraten – oxidativer Stress mit all seinen gefährlichen Nebenwirkungen entsteht.
Was können wir dagegen tun? Ein wichtiger Hebel liegt in unserer Ernährung – mehr dazu im nächsten Artikel!
Foto: Kayla Harris on Unsplash