Weniger Stress durch das Growth Mindset

Immer wieder erleben wir in unseren Stressmanagement-Seminaren und Coachings eine typische Denkweise (Fixed Mindset), die es unseren Teilnehmern schwer macht, besser mit Stress umgehen zu können. Es ist die Überzeugung, nichts an ihrer Situation ändern zu können, egal wie sehr sie sich anstrengen. Teilnehmer mit einem Growth Mindset hingegen sind motivierter und wollen aktiv werden – und genau das führt langfristig zum Erfolg.

Was ist das Growth Mindset?

Das sogenannte Growth Mindset bezeichnet die Überzeugung, die eigenen Fähigkeiten und Intelligenz durch Lernen und Anstrengen verändern zu können. Im Gegensatz dazu glauben Menschen mit einem Fixed Mindset, dass ihre Fähigkeiten und Intelligenz vorgegeben und nicht veränderbar sind.

Beispiel:
In einem Unternehmen gibt es Umstrukturierungen, sodass sich die Ausrichtung deiner Arbeit ändern wird und du neue Aufgaben übernehmen musst. Falls du mit einem Fixed Mindset ausgestattet bist, wirst du eher glauben, diesen Aufgaben nicht gewachsen zu sein. Besitzt du hingegen ein Growth Mindset, wirst du dich schnell der neuen Herausforderung stellen und Neues lernen wollen.

Was ist das Growth Mindset?

Die Basis des Growth Mindset: Neuroplastizität

Im Gegensatz zu früheren Meinungen kann sich dein Gehirn entwickeln, passt sich veränderten Anforderungen an und schafft ständig neue neuronale Verknüpfungen. Genau diesen Mechanismus kannst du dir zunutze machen: Du kannst durch Training dein Gehirn so formen, dass es dir hilft, statt dich auszubremsen.

Beispiel:
Wenn du immer wieder denkst „Ich bin nicht gut genug und schaff das nicht!“, dann wird diese neuronale Verbindung in deinem Gehirn gestärkt. Das Ergebnis: Dieser Gedanke läuft dann automatisiert ab und wird zu einer Art inneren Wahrheit. Wenn du hingegen beginnst, immer wieder „Kein Problem – das bekomm ich hin!“ zu denken, dann wird sich dein Gehirn irgendwann anpassen – ein neuer Automatismus entsteht.

Das Growth Mindset als Basis im Stressmanagement

Das Growth Mindset ist Voraussetzung dafür, neue Gewohnheiten zu etablieren, Dinge zu verändern und Neues zu lernen.

Stell dir folgende Situation vor:
Du hast das Gefühl, dem Druck in deinem Leben nicht gewachsen zu sein. Dein Job laugt dich aus, finanziell ist es eng, und deine ständigen Rücken- und Kopfschmerzen machen es nicht leichter. Du hast einfach zu viel Stress! Aber … was tun?

Dein Verhalten mit einem Fixed Mindset

So würdest du mit einem Fixed Mindset reagieren:

  • Du würdest glauben, nichts an deiner Situation ändern zu können.
  • Vielleicht würdest du es trotzdem versuchen, aber schnell aufgeben – schließlich kennst du dich mit Stressmanagement und Entspannung zu wenig aus.
  • Du glaubst, dass alle deine Anstrengungen sowieso ins Leere laufen.
  • Wenn dir jemand Feedback zu deinen Versuchen gibt, nimmst du sie als persönliche Kritik wahr.
  • Wenn erste Maßnahmen für mehr Entspannung nicht funktionieren, siehst du das als Bestätigung, dass „du es sowieso nicht drauf hast“.
  • Du fühlst dich von gelassenen Menschen mit einem robusten Stressmanagement eingeschüchtert, bedroht oder verhältst dich ihnen gegenüber abwertend, weil „die ja Glück haben“.

Dein Verhalten mit einem Growth Mindset

Falls du mit einem Growth Mindset ausgestattet bist, sieht die gleiche Situation ganz anders aus:

  • Du hättest den festen Glauben, an der Situation etwas ändern zu können – schließlich kann sich jeder weiterentwickeln, wenn er es möchte.
  • Auch wenn der Start für einen gelasseneren Alltag holprig ist, ziehst du deine neuen Strategien durch. Manches dauert eben seine Zeit!
  • Du glaubst fest daran, dass sich deine Anstrengungen irgendwann auszahlen werden.
  • Feedback nimmst du gern an und nutzt es, um dich noch weiter zu entwickeln.
  • Wenn erste Maßnahmen für mehr Entspannung nicht funktionieren, siehst du das nur als vorübergehenden Rückschlag, aus dem du lernen kannst.
  • Gelassene Menschen mit einem robusten Stressmanagement inspirieren dich – da willst du auch hin!
Growth Mindset entwickeln

Mindset ändern: So entwickelst du ein Growth Mindset

Kannst du dein Mindset ändern? Ja, das geht! Zugegeben: Falls du dein ganzes Leben lang eher mit einem Fixed Mindset unterwegs warst, kann das eine Weile dauern. Auf gewisse Weise musst du dein Gehirn umprogrammieren und ihm beibringen, welche Gedanken dir von nun an wichtiger sind. Das ist durch die sogenannte Neuroplastizität möglich – passiert aber nicht von heute auf morgen.

Absolviere folgende Schritte:

1. Glaube daran, dich verbessern zu können

Wissen ist Macht: Mach dir immer wieder bewusst, dass dein Gehirn formbar ist und sich durch Training verbessern kann. Es ist zum Wachsen und Lernen gebaut, reagiert auf neue Herausforderungen und bildet neue neuronale Verbindungen dort, wo du sie haben willst.

Beispiel:
Auch wenn du schnell gestresst bist, manchmal aus der Haut fährst und schon oft vergeblich versucht hast, Stress zu reduzieren, glaubst du fest an die Veränderbarkeit deines Gehirns. Du weißt, dass nur du etwas an deiner Situation ändern kannst und bist bereit, ernsthaft etwas dafür zu tun.

2. Ignoriere den inneren Kritiker

Rechne damit, dass dich dein Fixed Mindset noch eine Weile begleiten wird. Vermutlich hast du dein ganzes Leben über eine negative innere Stimme gehört, die dich zu Beginn sabotieren möchte.

Hier hilft: Üben, üben, üben. Nimm dir Zeit, lege dir konstruktive Sätze zurecht und trainiere, negative Gedanken umzudrehen.

Beispiel:
Du nimmst dir vor, von nun an pünktlich Feierabend zu machen und auch mal „Nein“ zu zusätzlichen Aufgaben zu sagen. Natürlich fällt das zu Beginn nicht leicht, aber aus „Ich kann das nicht!“ wird „Das kann ich lernen!“.

3. Belohne deine Mühen

Du bist erst dann zufrieden, wenn du „fertig“ bist und das Growth Mindset vollständig ausgebildet hast? Damit machst du es dir unnötig schwer und steigerst die Wahrscheinlichkeit von Frust, wenn es nicht sofort klappt. Konzentriere dich stattdessen auf deine Bemühungen statt auf das Ergebnis.

Beispiel:
Du belohnst dich für jedes Mal, wenn du einen negativen in einen konstruktiven Gedanken umgewandelt hast. Dabei spielt es keine Rolle, ob das immer funktioniert, jeder kleine Schritt zählt.

4. Tausch dich aus

Versuche, dich mit anderen über deine Fortschritte auszutauschen. Konstruktives Feedback hilft, blinde Flecken aufzudecken und motiviert dabei, erste Erfolge auszubauen.

Beispiel:
Dein bester Freund ist stolz auf dich, dass du es zum vereinbarten Treffen geschafft hast. Dieses Mal hast du es nämlich durchgezogen und hast nicht wegen deines vollen Terminplans abgesagt. Auch wenn noch nicht alles rund läuft – das ist ein echter Fortschritt!

5. Akzeptiere Rückschläge

Mit einem Growth Mindset sind Fehler keine Katastrophe, sondern ein fester Bestandteil, wenn du etwas lernen oder verändern möchtest. Natürlich gibt es Rückschläge – aber die gehören nun einmal dazu und bringen dich weiter.

Beispiel:
Der Stress ist komplett weg? Fehlanzeige! Plötzlich machst du wieder Überstunden, vernachlässigst deine Freunde und empfindest absolut keine Entspannung, nach der du dich sehnst. Aber jetzt aufgeben? Garantiert nicht! Du merkst, dass einem bestimmten Kollegen viel zu viel Arbeit abnimmst. Schlau ist das nicht – aber daraus kannst du lernen.

Fazit

Ein grundlegender Fehler im Umgang mit Stress ist die Überzeugung, nichts an der eigenen Situation ändern zu können („Ich bin nun einmal so“). Ein Growth Mindset öffnet dir hingegen eine ganz neue Welt: Du glaubst daran, dich weiterentwickeln und deine Fähigkeiten ausbauen zu können. Selbst wenn du jetzt noch nicht gelassen bist – du kannst es lernen. Diese grundlegende Überzeugung ist die Basis, um zukünftig besser mit Stress umgehen zu können.

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