Das INGA-Prinzip: In 4 einfachen Schritten Grenzen setzen und Nein sagen – ganz ohne Drama

Icon INGA-Prinzip

Montagmorgen, 9:02 Uhr. Du hast gerade deinen Rechner hochgefahren, willst mit deiner To-do-Liste starten – da steht plötzlich die Kollegin in der Tür: „Du, könntest du mir kurz bei der Präsentation helfen? Muss gleich raus.“

Du lächelst gequält, sagst Ja, obwohl dein Kalender schon aussieht wie Tetris auf Level 100. Zehn Minuten später klingelt das Telefon, dein Chef will „nur mal eben“ was geklärt haben. Und deine eigentliche Arbeit? Bleibt wieder liegen. Am Ende des Tages hast du viel für andere getan – und trotzdem das Gefühl, nichts geschafft zu haben.

👉 Der Mini-Grenzen-Check

Wie gut kennst du deine Grenzen? Beantworte spontan – ohne lang nachzudenken:

⬜️ Ich sage öfter Ja, obwohl ich innerlich Nein meine.
⬜️ Ich fühle mich regelmäßig für alles und alle zuständig.
⬜️ Ich habe Angst, dass andere mich egoistisch finden, wenn ich Nein sage.
⬜️ Ich nehme mir selten Zeit, meine eigenen Bedürfnisse zu reflektieren.

👉 Wenn du bei 2 oder mehr Punkten innerlich genickt hast: Willkommen im Club. Das INGA-Prinzip kann dir helfen!

Warum Grenzen setzen so wichtig ist

Genau solche Situationen passieren nicht einmal – sie passieren regelmäßig. Und jedes Mal, wenn du nicht klar deine Grenze ziehst, passiert Folgendes:

  • Du überlastest dich selbst: Nicht sofort, aber Stück für Stück. Irgendwann ist der Akku leer – und zwar nicht nur physisch, sondern auch emotional.
  • Du bist ständig gestresst, weil dein Tag fremdbestimmt wirkt. Du funktionierst – aber lebst nicht wirklich selbstbestimmt.
  • Du bist genervt – von anderen und von dir selbst. Weil du dich wieder hast drängen lassen. Weil du dich nicht traust, Nein zu sagen.
  • Du verlierst den Fokus. Deine eigenen Ziele? Rutschen nach hinten. Deine To-dos? Werden zur Dauer-Baustelle.
  • Du wirst zum „Go-to“ für alles – außer für deine eigenen Bedürfnisse.

Die gute Nachricht? Grenzen zu setzen ist nicht angeboren, sondern eine erlernbare Fähigkeit. Das sogenannte INGA-Prinzip hilft dir genau dabei – Schritt für Schritt, verständlich und ohne Drama.

Menschen mit vs. ohne klare Grenzen

Das INGA-Prinzip – Die 4 Schritte im Überblick

INGA steht für vier zentrale Schritte, mit denen du im Alltag klare, gesunde Grenzen ziehen kannst – ohne schlechtes Gewissen und ohne dich zu verbiegen.

  • I wie Innere Klarheit: Was will ich wirklich – und was nicht mehr?
  • N wie Nein sagen lernen: Wie sage ich Nein, ohne mich erklären oder einen Grund nennen zu müssen?
  • G wie Gefühle benennen: Wie mache ich sichtbar, was in mir vorgeht, statt still zu schlucken?
  • A wie Abgrenzung kommunizieren: Wie bringe ich meine Grenze klar auf den Punkt – auch wenn’s unbequem wird?

Das sind konkrete Bausteine, die dich ins Handeln bringen. Und genau da starten wir jetzt.

Das INGA-Prinzip

Hinweis

Du kannst das INGA-Prinzip als separate Bausteine betrachten, um optimal Grenzen zu setzen. Oder aber als Schritt-für-Schritt-Anleitung: Du weißt, was du willst (I), hast dich für ein Nein entschieden (N), kannst sagen, was dich bewegt (G) und kommunizierst es mit dem A nach außen.

I: Innere Klarheit

Du kannst keine Grenze setzen, wenn du nicht weißt, wo sie verläuft.

Bevor du etwas nach außen kommunizierst, brauchst du eins: einen inneren Kompass. Denn ganz ehrlich: Wie willst du jemandem klar sagen, was du brauchst, wenn du es selbst nicht genau weißt? Innere Klarheit bedeutet:

  • Zu erkennen, was dich stresst (Spoiler: Es sind nicht immer die anderen),
  • Zu benennen, wo du zu viel gibst, obwohl du es nicht willst,
  • Dir selbst zu erlauben, überhaupt eine Grenze zu haben.

👉 Mini-Reflexion für mehr Klarheit:

Nimm dir zwei Minuten und frag dich:
Welche Situation in letzter Zeit hat mich überfordert oder genervt?
Was hätte ich gebraucht – was habe ich nicht bekommen?
Habe ich mich da selbst übergangen, um anderen gerecht zu werden?

NNein sagen lernen

Wer immer Ja sagt, sagt ständig Nein zu sich selbst.

Für viele ist „Nein“ ein Minenfeld. Zu hart? Zu unhöflich? Zu egoistisch? Dabei ist ein Nein nichts anderes als ein Ja zu deinen Bedürfnissen. Auch wichtig: Ein Nein ist kein Angriff. Es ist Selbstschutz. Es sagt: „Ich sehe meine eigenen Grenzen – und ich nehme sie ernst.“

👉 3 Formulierungen, mit denen du freundlich, aber klar eine Absage erteilst

Du musst nicht patzig werden, um dich abzugrenzen. Hier kommen ein paar alltagstaugliche Varianten, mit denen du Nein sagen kannst, ohne zu verletzen – aber auch ohne dich zu verbiegen:

🟢 „Ich würde wirklich gern helfen, aber mein Kalender ist gerade zu voll.“
→ ehrlich, höflich, signalisiert: Deine Zeit hat einen Rahmen.

🟢 „Ich denke darüber nach und melde mich bis morgen bei dir.“
→ perfekt, wenn du dich nicht überrumpeln lassen willst – und dir erstmal Klarheit verschaffen willst (zurück zu I).

🟢 „Ich verstehe, dass dir das wichtig ist – aber ich kann das gerade nicht übernehmen.“
→ wertschätzend formuliert, aber dennoch ein klares Nein

Diese Sätze sind keine Ausreden, sondern Tools. Du musst nicht jedes Nein erklären oder rechtfertigen – du darfst es einfach sagen. Punkt.

Im großen Nein-sagen-lernen-Artikel steigen wir tiefer ein: Reaktionen, innere Blockaden, Timing, Körpersprache – das volle Programm.
Aber für den Moment reicht: Du darfst Nein sagen. Du musst es sogar, wenn du deine Energie behalten willst.

GGefühle benennen

Wer ehrlich sagt, wie es ihm geht, macht Beziehung möglich.

Viele Menschen setzen keine Grenzen, weil sie Konflikte vermeiden wollen. Andere setzen Grenzen – aber in einer Art, die beim Gegenüber eher Trotz oder Rückzug auslöst. Was oft fehlt? Das Mitteilen der eigenen Gefühle.

Wenn du zeigst, was in dir los ist, legst du du die Basis für eine echte Verbindung. Dein Gegenüber versteht besser, warum du eine Grenze setzt. Das macht dein Nein menschlich – und nicht zu einem Machtspiel.

👉 So kann das konkret klingen

Stell dir vor, jemand überschreitet deine Grenze – zum Beispiel, indem er dich in der Freizeit ständig mit Job-Themen konfrontiert.

Statt zu sagen:
„Jetzt lass mich doch einfach mal in Ruhe!“

Sag lieber:
🟢 „Ich merke, dass mich das gerade unter Druck setzt. Ich brauche nach Feierabend wirklich Abstand vom Job.“
Oder:
🟢 „Ich bin gerade genervt, weil ich mich nicht ernst genommen fühle. Ich habe schon mehrfach gesagt, dass ich dieses Thema heute nicht besprechen will.“

Du merkst: Es geht nicht darum, mit Gefühlen um dich zu werfen – sondern sie klar zu benennen, ohne Vorwurf, ohne Drama.

⚠️ Stolperfalle: Passiv-aggressiv statt klar

Kennst du sowas wie:
„Jaja, mach halt wie immer…“ oder „Schon okay… war ja klar, dass ich wieder den Kürzeren ziehe.“

Das sind keine klaren Grenzen, das ist Frust im Tarnanzug. Besser: Klar sagen, was du fühlst, und was du brauchst

Wenn du anfängst, deine Gefühle zu benennen, brauchst du ein bisschen Mut – ja. Aber du wirst schnell merken: Es macht Gespräche ehrlicher, echter und oft überraschend viel entspannter. Und nun zum letzten wichtigen Baustein des INGA-Prinzips!

AAbgrenzung kommunizieren

Grenzen im Kopf bringen wenig, wenn sie niemand mitbekommt.

Grenzen im Kopf bringen wenig, wenn sie niemand mitbekommt. Deshalb: Kommuniziere sie. Direkt, freundlich, bestimmt. Du musst nicht laut sein – aber klar. Was gute Abgrenzung ausmacht:

  • Klarheit statt Andeutungen: Menschen sind keine Gedankenleser. Wer nur durchblicken lässt, dass „etwas nicht passt“, wird oft überhört.
  • Ich-Botschaften statt Vorwürfe: Sag, was in dir passiert – nicht, was der andere „schon wieder falsch macht“.
  • Konkretheit statt vager Formulierungen: „Ich brauche heute Abend Ruhe“ wirkt anders als „Könnten wir vielleicht … also, wenn’s dir passt … vielleicht später…“ (you get the idea).

👉 Beispiele aus dem Alltag – so geht’s

🧠 Im Job: „Ich bin morgen bis 13 Uhr komplett in eigenen Projekten eingebunden. Danach kann ich gern helfen – vorher nicht.“
💬 Im Privaten: „Ich brauche heute Abend Zeit für mich. Wenn’s okay ist, melde ich mich morgen bei dir.“
💻 Online oder per Nachricht: „Danke für deine Nachricht – ich habe gerade wenig Kapazitäten und antworte, wenn wieder mehr Luft ist.“.

Komplette Beispiele für das INGA-Prinzip

🏡 Beispiel aus dem Privatleben: Die Freundin, die ständig anruft

Situation: Deine beste Freundin ruft fast täglich an – meistens abends, wenn du eigentlich runterkommen willst. Du magst sie, wünscht dir aber mehr Zeit für dich selbst.

I – Innere Klarheit:
„Ich brauche abends mehr Ruhe. Ich telefoniere gern mit ihr, aber nicht täglich. Ich merke, dass ich genervt bin, wenn das Handy klingelt.“
N – Nein sagen lernen:
„Ich will heute Abend nicht telefonieren. Ich darf Nein sagen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.“
G – Gefühle benennen:
„Ich bin oft müde abends und merke, dass mir die vielen Gespräche zu viel werden. Ich brauche mehr Zeit für mich.“
A – Abgrenzung kommunizieren:
„Hey, ich freu mich über unsere Gespräche, aber ich merke, dass ich abends oft erschöpft bin. Lass uns vielleicht feste Tage zum Telefonieren ausmachen – dann kann ich wirklich für dich da sein.“

💼 Beispiel aus dem Job: Die Kollegin, die ihre Aufgaben abwälzt

Situation: Eine Kollegin kommt regelmäßig zu dir mit Sätzen wie: „Du bist da doch eh schneller drin – könntest du das übernehmen?“ Du willst helfen, aber es geht auf deine eigene Zeit und Nerven.

I – Innere Klarheit:
„Ich habe meine eigenen Aufgaben und will nicht dauerhaft für andere mitarbeiten. Es stresst mich.“
N – Nein sagen lernen:
„Ich möchte diese Aufgabe nicht übernehmen – mein eigenes Pensum ist gerade schon voll.“
G – Gefühle benennen:
„Ich fühle mich überfordert, wenn ich neben meinen Aufgaben noch zusätzlich andere übernehmen soll.“
A – Abgrenzung kommunizieren:
„Ich verstehe, dass du gerade unter Druck bist – aber ich kann das aktuell nicht übernehmen, weil mein eigener Zeitplan voll ist.“

Beispielaussagen zum INGA-Prinzip

Ja, aber … Stolperfallen beim Umsetzen von INGA

Das INGA-Prinzip macht es leichter, gesunde Grenzen zu setzen. Trotzdem warten im Alltag jede Menge Stolperfallen auf dich – besonders dann, wenn du dich erst langsam an das Thema herantastet und sich das „Nein sagen“ noch ungewohnt anfühlt.

Grenzen setzen ist ein Prozess. Du musst nicht perfekt sein. Aber du darfst anfangen – Schritt für Schritt. Und genau dafür ist das INGA-Prinzip gemacht.

Fazit: Klar und deutlich nein zu sagen ist nicht so schwer!

Grenzen setzen ist keine Raketenwissenschaft – aber es braucht Klarheit, Übung und den Mut, für sich einzustehen. Das INGA-Prinzip hilft dir genau dabei: In vier einfachen Schritten lernst du, klare Grenzen zu setzen – freundlich und höflich, aber trotzdem selbstbewusst und nachvollziehbar.

Ob im ersten Schritt der inneren Klarheit, beim dritten Schritt der Gefühlsbenennung oder im finalen Akt der Kommunikation – jeder Schritt des INGA-Prinzips bringt dich ein Stück näher zu deinen eigenen Grenzen. Statt Ja zu sagen, obwohl du Nein meinst, lernst du, klipp und klar auszudrücken, wenn du einem Wunsch nicht nachkommenwillst.

Denn: Wer Nein meint, darf das auch sagen. Und wer Nein sagt, verdient, dass das Nein akzeptiert wird – ohne Rechtfertigung, ohne Drama. Wenn du in Gesprächen klar und deutlich machst, was du brauchst, hilfst du anderen sogar dabei, deine Ablehnung zu verstehen. Du signalisierst Respekt und Wertschätzung, weil du nicht um den heißen Brei redest, sondern ehrlich bist.

Besonders Menschen, die oft überlastet oder im Job mit jeder zusätzlichen Aufgabe konfrontiert sind, profitieren davon, ihre eigenen Grenzen klar zu definieren. Und falls du dir beim nächsten Mal unsicher bist: Denk einfach an das Akronym INGA – die Anfangsbuchstaben zeigen dir den Weg:

🧭 I – Werde dir selbst klar.
🙅‍♀️ N – Sag Nein, wenn’s für dich nicht passt.
❤️ G – Zeig, was in dir los ist.
📣 A – Kommuniziere deine Grenze deutlich.

Wer aufhört, automatisch „Ja“ zu sagen, entdeckt plötzlich ganz neue alternative Wege – wie man Gespräche mit Rückfragen zu dem Hintergrund oder dem Hintergrund des Anliegens anders führen kann. Und das Beste: Mit INGA wird aus dem Gefühl von „Ich darf das doch nicht“ ein „Doch. Und ich mach das jetzt.“

Workbook Grenzen setzen

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