
Montagmorgen, 9:02 Uhr. Du hast gerade deinen Rechner hochgefahren, willst mit deiner To-do-Liste starten – da steht plötzlich die Kollegin in der Tür: „Du, könntest du mir kurz bei der Präsentation helfen? Muss gleich raus.“
Du lächelst gequält, sagst Ja, obwohl dein Kalender schon aussieht wie Tetris auf Level 100. Zehn Minuten später klingelt das Telefon, dein Chef will „nur mal eben“ was geklärt haben. Und deine eigentliche Arbeit? Bleibt wieder liegen. Am Ende des Tages hast du viel für andere getan – und trotzdem das Gefühl, nichts geschafft zu haben.
Warum Grenzen setzen so wichtig ist
Genau solche Situationen passieren nicht einmal – sie passieren regelmäßig. Und jedes Mal, wenn du nicht klar deine Grenze ziehst, passiert Folgendes:
- Du überlastest dich selbst: Nicht sofort, aber Stück für Stück. Irgendwann ist der Akku leer – und zwar nicht nur physisch, sondern auch emotional.
- Du bist ständig gestresst, weil dein Tag fremdbestimmt wirkt. Du funktionierst – aber lebst nicht wirklich selbstbestimmt.
- Du bist genervt – von anderen und von dir selbst. Weil du dich wieder hast drängen lassen. Weil du dich nicht traust, Nein zu sagen.
- Du verlierst den Fokus. Deine eigenen Ziele? Rutschen nach hinten. Deine To-dos? Werden zur Dauer-Baustelle.
- Du wirst zum „Go-to“ für alles – außer für deine eigenen Bedürfnisse.
Die gute Nachricht? Grenzen zu setzen ist nicht angeboren, sondern eine erlernbare Fähigkeit. Das sogenannte INGA-Prinzip hilft dir genau dabei – Schritt für Schritt, verständlich und ohne Drama.

Das INGA-Prinzip – Die 4 Schritte im Überblick
INGA steht für vier zentrale Schritte, mit denen du im Alltag klare, gesunde Grenzen ziehen kannst – ohne schlechtes Gewissen und ohne dich zu verbiegen.
- I wie Innere Klarheit: Was will ich wirklich – und was nicht mehr?
- N wie Nein sagen lernen: Wie sage ich Nein, ohne mich erklären oder einen Grund nennen zu müssen?
- G wie Gefühle benennen: Wie mache ich sichtbar, was in mir vorgeht, statt still zu schlucken?
- A wie Abgrenzung kommunizieren: Wie bringe ich meine Grenze klar auf den Punkt – auch wenn’s unbequem wird?
Das sind konkrete Bausteine, die dich ins Handeln bringen. Und genau da starten wir jetzt.

I: Innere Klarheit
Du kannst keine Grenze setzen, wenn du nicht weißt, wo sie verläuft.
Bevor du etwas nach außen kommunizierst, brauchst du eins: einen inneren Kompass. Denn ganz ehrlich: Wie willst du jemandem klar sagen, was du brauchst, wenn du es selbst nicht genau weißt? Innere Klarheit bedeutet:
- Zu erkennen, was dich stresst (Spoiler: Es sind nicht immer die anderen),
- Zu benennen, wo du zu viel gibst, obwohl du es nicht willst,
- Dir selbst zu erlauben, überhaupt eine Grenze zu haben.
N: Nein sagen lernen
Wer immer Ja sagt, sagt ständig Nein zu sich selbst.
Für viele ist „Nein“ ein Minenfeld. Zu hart? Zu unhöflich? Zu egoistisch? Dabei ist ein Nein nichts anderes als ein Ja zu deinen Bedürfnissen. Auch wichtig: Ein Nein ist kein Angriff. Es ist Selbstschutz. Es sagt: „Ich sehe meine eigenen Grenzen – und ich nehme sie ernst.“
Diese Sätze sind keine Ausreden, sondern Tools. Du musst nicht jedes Nein erklären oder rechtfertigen – du darfst es einfach sagen. Punkt.
Im großen Nein-sagen-lernen-Artikel steigen wir tiefer ein: Reaktionen, innere Blockaden, Timing, Körpersprache – das volle Programm.
Aber für den Moment reicht: Du darfst Nein sagen. Du musst es sogar, wenn du deine Energie behalten willst.
G: Gefühle benennen
Wer ehrlich sagt, wie es ihm geht, macht Beziehung möglich.
Viele Menschen setzen keine Grenzen, weil sie Konflikte vermeiden wollen. Andere setzen Grenzen – aber in einer Art, die beim Gegenüber eher Trotz oder Rückzug auslöst. Was oft fehlt? Das Mitteilen der eigenen Gefühle.
Wenn du zeigst, was in dir los ist, legst du du die Basis für eine echte Verbindung. Dein Gegenüber versteht besser, warum du eine Grenze setzt. Das macht dein Nein menschlich – und nicht zu einem Machtspiel.
Wenn du anfängst, deine Gefühle zu benennen, brauchst du ein bisschen Mut – ja. Aber du wirst schnell merken: Es macht Gespräche ehrlicher, echter und oft überraschend viel entspannter. Und nun zum letzten wichtigen Baustein des INGA-Prinzips!
A: Abgrenzung kommunizieren
Grenzen im Kopf bringen wenig, wenn sie niemand mitbekommt.
Grenzen im Kopf bringen wenig, wenn sie niemand mitbekommt. Deshalb: Kommuniziere sie. Direkt, freundlich, bestimmt. Du musst nicht laut sein – aber klar. Was gute Abgrenzung ausmacht:
- Klarheit statt Andeutungen: Menschen sind keine Gedankenleser. Wer nur durchblicken lässt, dass „etwas nicht passt“, wird oft überhört.
- Ich-Botschaften statt Vorwürfe: Sag, was in dir passiert – nicht, was der andere „schon wieder falsch macht“.
- Konkretheit statt vager Formulierungen: „Ich brauche heute Abend Ruhe“ wirkt anders als „Könnten wir vielleicht … also, wenn’s dir passt … vielleicht später…“ (you get the idea).
Komplette Beispiele für das INGA-Prinzip

Ja, aber … Stolperfallen beim Umsetzen von INGA
Das INGA-Prinzip macht es leichter, gesunde Grenzen zu setzen. Trotzdem warten im Alltag jede Menge Stolperfallen auf dich – besonders dann, wenn du dich erst langsam an das Thema herantastet und sich das „Nein sagen“ noch ungewohnt anfühlt.
Grenzen setzen ist ein Prozess. Du musst nicht perfekt sein. Aber du darfst anfangen – Schritt für Schritt. Und genau dafür ist das INGA-Prinzip gemacht.
Fazit: Klar und deutlich nein zu sagen ist nicht so schwer!
Grenzen setzen ist keine Raketenwissenschaft – aber es braucht Klarheit, Übung und den Mut, für sich einzustehen. Das INGA-Prinzip hilft dir genau dabei: In vier einfachen Schritten lernst du, klare Grenzen zu setzen – freundlich und höflich, aber trotzdem selbstbewusst und nachvollziehbar.
Ob im ersten Schritt der inneren Klarheit, beim dritten Schritt der Gefühlsbenennung oder im finalen Akt der Kommunikation – jeder Schritt des INGA-Prinzips bringt dich ein Stück näher zu deinen eigenen Grenzen. Statt Ja zu sagen, obwohl du Nein meinst, lernst du, klipp und klar auszudrücken, wenn du einem Wunsch nicht nachkommenwillst.
Denn: Wer Nein meint, darf das auch sagen. Und wer Nein sagt, verdient, dass das Nein akzeptiert wird – ohne Rechtfertigung, ohne Drama. Wenn du in Gesprächen klar und deutlich machst, was du brauchst, hilfst du anderen sogar dabei, deine Ablehnung zu verstehen. Du signalisierst Respekt und Wertschätzung, weil du nicht um den heißen Brei redest, sondern ehrlich bist.
Besonders Menschen, die oft überlastet oder im Job mit jeder zusätzlichen Aufgabe konfrontiert sind, profitieren davon, ihre eigenen Grenzen klar zu definieren. Und falls du dir beim nächsten Mal unsicher bist: Denk einfach an das Akronym INGA – die Anfangsbuchstaben zeigen dir den Weg:
🧭 I – Werde dir selbst klar.
🙅♀️ N – Sag Nein, wenn’s für dich nicht passt.
❤️ G – Zeig, was in dir los ist.
📣 A – Kommuniziere deine Grenze deutlich.
Wer aufhört, automatisch „Ja“ zu sagen, entdeckt plötzlich ganz neue alternative Wege – wie man Gespräche mit Rückfragen zu dem Hintergrund oder dem Hintergrund des Anliegens anders führen kann. Und das Beste: Mit INGA wird aus dem Gefühl von „Ich darf das doch nicht“ ein „Doch. Und ich mach das jetzt.“

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