Kennst du auch diese seltsamen inneren Stimmen in deinem Kopf, die dich Dinge tun lassen, die du eigentlich gar nicht möchtest? Nein? So richtig glauben wir dir das nicht. Denn Fakt ist: Jeder von uns hat innere Antreiber, die unser Denken und Handeln bestimmen. Beispiele gefällig? Hier sind sie:
- Vielleicht hast du Probleme, Nein zu sagen, obwohl du es gern möchtest.
- Oder du bist ein Typ, der niemals Zeit verschwenden will und ständig in Hektik ist.
- Womöglich hast du auch das Gefühl, du musst dich in schwierigen Situationen zusammenreißen oder allein klarkommen.
- Es kann auch sein, dass du zu den Typen gehörst, die immer alles so perfekt wie möglich erledigen wollen, auch wenn es massig Zeit kostet.
Genau solche Denk- und Verhaltensweisen werden durch innere Antreiber gesteuert. Schauen wir mal genauer hin, worum es bei diesem Konzept geht!
Was sind innere Antreiber?
Die Antreiber stehen für innere Steuerungsmuster, die uns alle prägen, auch dich. Sie arbeiten ständig in dir, treiben dich an oder motivieren dich. Sie beeinflussen dein Denken, Fühlen und Verhalten. Fünf primäre innere Antreiber werden unterschieden:
- Sei perfekt!
- Sei stark!
- Sei gefällig!
- Streng dich an!
- Sei schnell!
Bei inneren Antreibern gibt es kein Schwarz und Weiß: Fast jeder Mensch trägt Aspekte von allen Antreibern in sich, manche sind stärker und andere schwächer ausgeprägt. Übrigens: Sobald du unter Stress stehst, sprechen deine Antreiber besonders stark zu dir.
Jeder Antreiber hat zwei Seiten, wie eine Medaille: Lassen wir ihn ohne Reflexion unser Leben bestimmen, dann kann er eine Menge Stress verursachen. Gleichzeitig ist er eine wichtige Antriebskraft, ohne die uns vieles im Leben nicht gelingen würde.
Die Theorie der Inneren Antreiber hat ihre Wurzeln übrigens in der Transaktionsanalyse, die bereits in den 1950er und 1960er Jahren von Eric Berne und Thomas Harris entwickelt wurde. Taibi Kahler hat davon inspiriert eine psychologische Theorie der menschlichen Persönlichkeitsstruktur abgeleitet.
Wofür sind innere Antreiber gut?
Wie oben bereits beschrieben: Antreiber bestimmen dein Denken und Handeln und motivieren dich, Dinge auf eine bestimmte Art und Weise zu tun. Kleines Beispiel: Eine erfolgreiche Geschäftsführerin hat vermutlich starke Antreiber, die sie zu Stärke, Perfektionismus und generell hohen Leistungen antreibt, wovon sie im Berufsleben profitiert.
Es ist wichtig, die eigenen Antreiber zu kennen, beispielsweise um sich für bestimmte Aufgabenfelder im Beruf zu entscheiden. Ein ausgesprochener Perfektionist ist vermutlich überall dort fehl am Platz, wo es auf schnelle und pragmatische Lösungen ankommt. Im Gegensatz dazu passt er jedoch hervorragend in Berufe, in denen der Sinn fürs Detail hoch im Kurs steht.
Welche inneren Antreiber gibt es im Detail?
Wenn du nun das Gefühl hast, solche Stimmen noch nie in deinem Kopf gehört zu haben, dann lies weiter. Manchmal verstecken sich die Antreiber hinter anderen Gedanken oder Verhaltensweisen, als du auf den ersten Blick denkst. In den folgenden Abschnitten schauen wir uns die Antreiber nacheinander im Detail an.
Sei stark!
Falls dieser Antreiber bei dir stark ausgeprägt ist, möchtest du keine Schwäche zeigen. Fühlst du dich unwohl oder schlecht, verbirgst du diese Gefühle vor anderen. Du bist sehr selbstbeherrscht und vermittelst nach außen Haltung, Durchhaltevermögen und Kontrolle. Niemand soll merken, dass du auch mal schwach, empfindlich oder rastlos bist.
Typische Gedankenmuster:
- „Ich komme allein klar.“
- „Wie es in mir aussieht, geht keinen was an.“
- „Beiß die Zähne zusammen!“
- „Zeig keine Gefühle! Das macht verletzlich.“
Erkennst du dich wieder? Dann profitierst du mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem hohen Durchhaltevermögen, hoher Eigenständigkeit und Belastbarkeit. Aber es gibt auch einige Nachteile: Vielleicht hast du Sorge, andere könnten deine Schwächen entdecken und dich ablehnen. Auch die Angst vor Fehlern und Einzelgängertum ist bei vielen Menschen mit diesem Antreiber stark ausgeprägt.
Sei perfekt!
Siehst du dich als typischen Perfektionisten, bei dem alles immer bestmöglich sein muss? Dann trägst du vermutlich diesen Antreiber in dir. Vielleicht kennst du den inneren Druck, alles gründlich und richtig machen zu müssen, auch wenn das oft viel Zeit und Aufwand verursacht. Weitere typische Verhaltensweisen: Perfektionisten erhoffen sich Anerkennung für ihre Leistung, rechtfertigen sich im Voraus und fühlen sich innerlich unsicher. Der Drang zur Perfektion soll dabei helfen, jede mögliche Kritik abzuwenden.
Typische Gedankenmuster:
- „Ich mag keine Schlamperei.“
- „Bloß keine Fehler machen!“
- „Ich muss noch besser werden!“
Perfektionismus ist nicht nur negativ, im Gegenteil. Der Blick fürs Detail, Exaktheit und hohe Planungskompetenz sind nicht nur im Berufsleben nützliche Eigenschaften. Du schießt allerdings dann übers Ziel hinaus, wenn du deine Ziele aus Unsicherheit ständig übererfüllst, übermäßig pedantisch arbeitest und Entscheidungen erst bei Kenntnis aller Details treffen kannst. Noch schlimmer: Die ständige Sorge, nicht gut genug zu sein und kritisiert zu werden, sorgt nicht selten zu erheblichem inneren Druck und Stress.
Sei gefällig!
Dieser innere Antreiber schlägt auch oft einen anderen Ton an, wie zum Beispiel „Macht es allen recht!“ oder „Sei beliebt!“
Falls dieser Antreiber bei dir stark ausgeprägt ist, fühlst du dich für das Wohlbefinden anderer verantwortlich. Vielleicht stellst du deine Bedürfnisse hinten an und richtest dich danach, was andere von dir erwarten. Das Ergebnis: Du und deine Bedürfnisse kommen zu kurz. „Nein“ zu sagen fällt schwer, schließlich könnte darauf eine Ablehnung folgen. Womöglich fühlst du dich auch nur dann wertvoll, wenn alle mit dir zufrieden sind.
Typische Gedankenmuster:
- „Es fällt mir schwer, Nein zu sagen.“
- „Akzeptiert zu werden, ist wichtiger, als meine Interessen durchzusetzen.“
- „Sei freundlich zu allen!“
Auch dieser Antreiber hat einige Vorteile: Hohe soziale Kompetenzen und Einfühlungsvermögen, ein Streben nach Harmonie und Beliebtheit sind für viele Menschen erstrebenswert. Diese Verhaltensweisen schlagen jedoch dann ins Negative um, wenn die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt werden und Gutmütigkeit ausgenutzt wird.
Streng dich an!
Hast du ein hohes Pflichtbewusstsein, bist fleißig und zeigst immer vollen Einsatz? Dann ist vermutlich dieser Antreiber stark bei dir ausgeprägt. Du stehst oft unter Leistungsdruck, wobei Quantität vor Qualität geht. Falls dir etwas leicht fällt, kannst du die Erfolge schlecht feiern – schließlich musstest du dich gar nicht richtig anstrengen.
Menschen mit diesem Antreiber leben in ständiger Angst, andere könnten besser sein. Die Strategie: Sie strengen sich noch mehr an.
Typische Gedankenmuster:
- „Erfolge muss man sich hart erarbeiten.“
- „Reiß dich zusammen!“
- „Das Leben ist hart!“
Die Stärken dieses Antreibers liegen auf der Hand: Engagierte Menschen mit hoher Einsatzbereitschaft und Engagement sind besonders im Berufsleben willkommen. Leider macht sich der Antreiber allerdings in der Person selbst negativ bemerkbar. Selten sind Menschen mit dem Erreichten zufrieden, wenn das Ergebnis nicht durch hohe Anstrengung erreicht wurde. Auch die Angst, andere könnten besser sein, ist ein ständiger Begleiter – was oft zu Überforderung führt.
Sei schnell!
Falls du einen solchen starken inneren Antreiber in dir trägst, kennst du vielleicht auch folgende Stimme: „Beeil dich!“
Fühlst du dich angesprochen? Dann kann es sein, dass du ständig voller Dynamik und Hektik bist. Alles muss schnell und sofort getan werden, möglichst mehrere Dinge gleichzeitig. Es kann gut sein, dass du nie richtig anwesend bist, weil du in Gedanken immer schon beim nächsten Thema bist.
Typische Gedankenmuster:
- „Ich mache gern mehrere Dinge gleichzeitig.“
- „Ich fühle mich als Motor, der Dinge voranbringt.“
- „Ich darf keine Zeit verschwenden!“
Schnelle Zeitgenossen haben echte Vorteile: Sie können zügig Entscheidungen treffen und liefern schnell Ergebnisse. Oft haben sie keine Probleme, mehrere Aufgaben parallel zu bearbeiten. Der Druck nach Tempo bringt aber natürlich auch Nachteile mit sich. Wer ständig unter Zeitdruck steht, sich keine Zeit für Details nimmt und übereilt handelt, der bekommt früher oder später Probleme. Auch die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, ist kein angenehmer Zeitgenosse.
Woher kommen die inneren Antreiber?
Unsere inneren Muster entstehen meist bereits in der Kindheit. Antreiber wirken oft wie “Stimmen äußerer Autoritäten”, beispielsweise von Eltern, Erziehern, Lehrern oder anderen prägenden Personen.
Überlege dir mal, wie stark kleine Kinder von der Liebe und Zuwendung ihrer Eltern und anderer wichtiger Bezugspersonen abhängig sind. Sie lernen schnell, mit welchem Verhalten sie Liebe und Zuneigung bekommen können und mit welchem Verhalten sie diese verlieren.
Je nachdem, in welchem Umfeld wir aufwachsen, werden unterschiedliche Anforderungen an uns gestellt. Aus diesen Anforderungen entwickeln wir im Laufe der Zeit unbewusst unsere persönliche Kombination der inneren Antreiber und verankern diese tief in unserem Unterbewusstsein.
Wie innere Antreiber uns im Alltag beeinflussen können
Die Antreiber sind ziemlich gemein: Da sie im Unterbewusstsein wirken, berücksichtigen wir sie nicht in unseren Gedanken oder Handlungen. Stattdessen steuern sie uns unauffällig im Hintergrund. Wir alle versuchen im Privat- und Berufsleben die Forderungen unserer inneren Antreiber zu erfüllen.
Hören wir auf unsere Antreiber, fühlt sich unser Handeln richtig an – schließlich haben wir gelernt, wie diese Antreiber vorteilhaft auf unser Leben wirken. Selbst wenn wir negative Effekte in Form von körperlichem Unwohlsein, Stress oder Druck spüren, können wir sie nicht einfach abschalten – so fest sind sie in uns verankert.
Unser Verhalten läuft in Sekundenbruchteilen und intuitiv ab, auch wenn wir das oft gar nicht möchten. Sicher hast du dich auch schon einmal im Nachhinein gefragt, warum du in einer Situation auf eine bestimmte Weise reagiert hast.
Mit inneren Antreibern richtig umgehen
Zunächst ein wichtiger Hinweis: Falls du diesen Artikel bis hierher gelesen hast und bei dir kein Problem siehst, dann musst du vermutlich auch nicht an den Antreibern arbeiten. Wie so oft im Coaching und der Psychologie lautet das Motto: „Es ist nur ein Problem, wenn es ein Problem ist.“
Falls du jedoch bestimmte Denk- und Verhaltensweisen durchaus als Problem identifiziert hast, dann gibt es bewährte Rezepte, um die Stimme ungeliebter Antreiber leiser werden zu lassen:
- Lerne deine Antreiber kennen: Wenn du diesen Artikel gelesen hast, weißt du bereits, welche Antreiber es gibt und wie sie wirken. Vermutlich hast du auch die Antreiber identifiziert, die bei dir besonders stark ausgeprägt sind. In unseren Coachings schauen wir übrigens genauer hin und identifizieren Antreiber mit einem interaktiven Test. Übrigens: Jeder Antreiber ist durch Wortwahl, Sprechweise, Gesten, Körperhaltung, Gesichtsausdruck gekennzeichnet – auch darüber können wir ihm gut auf die Spur kommen.
- Hinterfrage deine Antreiber: Der nächste Schritt ist oft nicht ganz einfach. Hinterfrage, woher diese Antreiber kommen, ob sie wahr sind und ob du dein Handeln nach wie vor von ihnen bestimmen lassen möchtest.
- Übe die Erlaubersätze ein: Erlaubersätze sind ein Gegenstück zu den automatisch ablaufenden Gedanken. Wer beispielsweise einen starken Antreiber „Sei schnell!“ in sich trägt, profitiert oft vom Erlaubersatz „Ich darf mir die Zeit geben, die ich brauche“. Für jeden der fünf Antreiber gibt es eine Reihe passender Erlaubersätze. Welche die richtigen sind, ist sehr individuell. Hier darf jeder in sich hineingehören und hinterfragen, was sich gut anfühlt. Diese Erlaubersätze werden anschließend bewusst geübt und in den Alltag integriert.
- Reflektiere über die Wirkung: Ein wichtiger Schritt – das Nachfühlen. Jahrelang eingeübte Denk- und Verhaltensweisen lassen sich nicht beseitigen, nur weil du ein paar Mal einen Erlaubersatz aussprichst. Nimm dir stattdessen Zeit, reflektiere immer wieder und schau, wann und welche Erlaubersätze am besten wirken.
Falls dich deine Antreiber nerven: Absolviere diese Schritte – es lohnt sich!
Fazit
Innere Antreiber motivieren uns und prägen unser Denken und Handeln. Sie haben eine Reihe von Vorteilen und sorgen in vielen Situationen dafür, dass wir Leistung bringen, aufs Detail schauen und die Bedürfnisse anderer nicht vernachlässigen.
Falls jedoch bestimmte Antreiber extrem stark ausgeprägt sind, können Probleme entstehen: Innere Unruhe, Zeitdruck, Versagensängste und ständige Symptome von Stress sind weder angenehm noch gesund. Aus diesem Grund ist es wichtig, seine Antreiber zu kennen und an den Stellen dagegen zu arbeiten, wo sie besonders stören.