Resilienz

Ist Resilienz ein Modewort und wofür steht es eigentlich?

Was ist Resilienz? Der Begriff scheint immer häufiger aufzutauchen – doch was ist das eigentlich genau? Gleich vorab: Es ist weder besonders „trendig“ noch hochkomplex, sondern eine wertvolle Eigenschaft, von der jeder von uns profitieren kann.

Stellen wir zum Einstieg ein paar Fragen:

  • Wie reagieren Menschen auf schwierige Ereignisse oder Umstände? Lassen sie sich davon unterkriegen oder können sie gut damit umgehen?
  • Warum haben bestimmte Menschen einen höheren Widerstand oder ziehen sogar Stärke aus schwierigen Ereignissen oder Umständen?

Fakt ist: Wir Menschen reagieren auf unterschiedliche Weise auf Lebensereignisse. Während einige Menschen von Problemen, Unglücken und Katastrophen überwältigt werden, reagieren andere positiv selbst auf die schwierigsten Erfahrungen. Schau dir folgendes Beispiel an:

Zwei Mitarbeiter werden überraschend gekündigt. Während der eine in Sorge und Trauer versinkt, sich in seine Wohnung zurückzieht und davon ausgeht, nie wieder auf die Beine zu kommen, wird der andere aktiv: Er bildet sich weiter, bewirbt sich und ist fest davon überzeugt, dass es bald wieder aufwärts geht.

Was unterscheidet diese beiden Menschen? Warum reagieren sie so unterschiedlich? Im Rahmen der Resilienzforschung wird genau das untersucht: Warum überstehen manche Menschen schwierige Lebensereignisse oder entwickeln sich sogar positiv?

Was ist Resilienz?

„Das Größte, was man erreichen kann, ist nicht, nie zu straucheln, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.“

Nelson Mandela

Wer nach einer eindeutigen Definition und dem einen Konzept sucht, wird hier nicht fündig werden. In den letzten Jahrzehnten wurden unterschiedliche Theorien entwickelt und Definitionen aufgestellt. Greifen wir uns mal eine Definition heraus, die das den Begriff meiner Meinung nach sehr schön zusammenfasst: Demnach wird Resilienz definiert als

„ein dynamischer Prozess, der eine positive Anpassung im Kontext erheblicher Widrigkeiten umfasst.“

(Luthar, Cicchetti, & Becker (2000))

Mit anderen Worten: Eine widerstandsfähige Person kann sich schnell von Widrigkeiten erholen und sich positiv an die neuen Anforderungen der Situation anpassen. Den etwas sperrigen Begriff „Resilienz“ kannst du auch als „psychische Belastbarkeit“ umschreiben.

Wo spielt Resilienz eine Rolle?

Kurz gesagt: überall! Wir alle müssen mit unserem Leben klarkommen, müssen auch auf unvorhergesehene negative Ereignisse reagieren können. Auch in der Wissenschaft wird breit geforscht:

  • In Organisationen und Unternehmen: Wie können Mitarbeiter mit dem täglichen Druck und Stress besser umgehen?
  • Im Militär: Wie können Menschen selbst in Extremsituationen gut reagieren und sich im Nachhinein davon erholen?
  • Im Sport: Wie kann ein Sportler selbst unter höchster Anspannung beste Leistungen abrufen? Und wie kann er sich von Niederlagen erholen?

Heißt das, Resilienz ist nur in solchen speziellen Bereichen anwendbar? Absolut nicht! Was, wenn ein geliebter Mensch schwer krank wird, wir unseren Job verlieren oder auch ein vergleichsweise kleines Ereignis wie ein Streit mit dem Partner uns aus der Bahn wirft? Dann tun wir gut daran, auf unsere resilienten Eigenschaften zurückgreifen zu können!

Ist Resilienz statisch?

„Ich bin nicht resilient und werde es nie werden“ – diese Aussage stimmt so nicht!

Ja: Resilienz ist zum Teil ein Persönlichkeitsmerkmal, das uns mit der Geburt mitgegeben wurde. Aber sie ist auch eine Fähigkeit, die sich im Laufe der Zeit verändern kann. Das heißt konkret: Wir können uns im Laufe unseres Lebens weiterentwickeln, um besser mit den Herausforderungen des Lebens umgehen zu können. Das sind gute Nachrichten!

Resilienz ist somit dynamisch: Eine Person kann zwar zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben positiv auf Widrigkeiten reagieren, aber das bedeutet nicht, dass sie in anderen ungünstigen Momenten ihres Lebens auf dieselbe Weise reagieren wird. Mit anderen Worten: Die Belastbarkeit kann sich ändern, wenn sich die Umstände ändern.

Umgang mit positiven Ereignissen

Beim Thema Resilienz geht es nicht ausschließlich um den Umgang mit negativen Ereignissen. Ebenso wichtig ist der effektive Umgang mit positiven Ereignissen: Nehme ich diese wahr? Wie sehr kann ich sie wertschätzen?

Auch hierzu hat die Forschung etwas zu sagen, ein Beispiel: Wer den Augenblick besser genießen kann, erlebt oft ein geringeres Maß an Konflikten zwischen Arbeit und Familie.

Was heißt das? Dass wir nicht den harten, steinigen Weg durch das Leben gehen müssen, um unsere Resilienz zu trainieren. Stattdessen können wir positive Dinge in unserem Leben nutzen, um stärker zu werden und an ihnen zu wachsen.

Fazit

Bei Resilienz dreht sich alles um innere Stärke, psychische Belastbarkeit und die Fähigkeit, von negativen Ereignissen in unserem Leben „abzuprallen“. Wichtig zu wissen: Jeder kann Resilienz lernen, trainieren und ausbauen. Das fühlt sich nicht nur gut an, sondern führt langfristig zu besserer Gesundheit – sowohl mental als auch körperlich.

Bildnachweis: Heather Ford on Unsplash

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