Krankschreibung bei Burnout: Wie lange werden Arbeitnehmer krankgeschrieben?

Fühlst du dich seit Wochen oder Monaten ausgelaugt, erschöpft und einfach nicht mehr leistungsfähig? Dann bist du nicht allein – beim Burnout erleben viele, wie die Akkus komplett leer sind. Doch was bedeutet das konkret für deine Arbeitsfähigkeit und eine mögliche Krankmeldung? Wie lange dauert es, bis man wieder fit ist, und welche Schritte sind jetzt wichtig?

In diesem Artikel beantworten wir die drängendsten Fragen und du erfährst alles über die Dauer einer Krankschreibung, was du während dieser Zeit beachten solltest und warum es oft nicht reicht, einfach nur eine Pause zu machen.

Burnout: Auf welche Symptome sollte ich achten?

Burnout ist ein Chamäleon – die Symptome sind vielfältig, individuell und oft schwer zu greifen. Trotzdem gibt es einige Anzeichen, die besonders häufig auftreten. Zu den sogenannten Kernsymptomen zählen emotionale Erschöpfung, Depersonalisation (also eine Distanzierung von der eigenen Arbeit oder von Mitmenschen) und eine wachsende Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung.

Begleitend können körperliche Beschwerden wie chronische Müdigkeit, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen auftreten. Auch emotionale Reaktionen wie Schuldgefühle oder Aggressionen sind typisch. Wenn Hobbys an Bedeutung verlieren, soziale Kontakte abflachen und Zynismus oder Fluchtgedanken den Alltag bestimmen, sollte man aufhorchen.

Der Burnout-Prozess verläuft in Phasen und zeigt sich in über 130 (!) möglichen Symptomen. Welche das im Detail sind, findest du in unserem ausführlichen Artikel: Über 130 Burnout-Symptome auf einen Blick

Burnout-Symptome nach Schaufeli/Enzmann

Wie lange dauert eine Krankschreibung bei Burnout?

Die Dauer einer Krankschreibung bei Burnout? Das ist so individuell wie die Menschen selbst. Manche sind nach ein paar Wochen ambulanter Therapie wieder fit, andere brauchen Monate – oft in einer stationären Behandlung – um sich nachhaltig zu erholen. Es kommt ganz auf die Schwere der Symptome an.

Schau dir zwei Beispiele an:

Beispiel 1:
Leichter Burnout – Drei Wochen Auszeit und neue Energie
Marie, 35, Mutter und Projektleiterin, war durch lange Arbeitszeiten und die Pflege ihrer Großmutter komplett ausgelaugt. Nach einer dreiwöchigen Krankschreibung mit viel Ruhe, Spaziergängen und ein paar Gesprächen mit ihrer Therapeutin fühlte sie sich wieder stabil. Sie konnte danach direkt in den Job zurückkehren und hat inzwischen klare Grenzen für sich gesetzt.

Beispiel 2:
Schwerer Burnout – Mehrere Monate Reha
Paul, 42, leidet neben Erschöpfung unter Panikattacken und Herzrasen, wenn er nur an die Arbeit denkt. Er war sechs Wochen krankgeschrieben, um die erste akute Belastung zu lindern. Danach folgte eine stationäre Reha über drei Monate, die ihm geholfen hat, mit Stress besser umzugehen. Nach einer langsamen Wiedereingliederung arbeitet er reduziert und lernt, den Alltag wieder positiv zu gestalten.

Burnout ist keine Erkrankung mit Standardbehandlung oder klaren Zeitvorgaben. Je eher du erkennst, dass du eine Pause brauchst, desto größer ist die Chance, dass die Regeneration schneller geht. Und denk dran: Hilfe zu holen, ist kein Zeichen von Schwäche – sondern von Stärke!

Krankgeschrieben: Was sollten Arbeitnehmer beachten?

Eine Burnout-Krankschreibung kann Unsicherheiten auslösen – besonders, was den Umgang mit dem Arbeitgeber betrifft. Diese wichtigsten Punkte solltest du beachten:

1. Ärztliche Unterstützung suchen

Dein erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. Diese sträuben sich allerdings manchmal gegen lange Krankschreibungen, verweisen auf Psychotherapeuten oder nehmen die Beschwerden nicht ernst. Du kannst jederzeit eine zweite Meinung einholen oder eine Überweisung zu einem Facharzt (Psychiatrie, Psychotherapie) beantragen. In dringenden Fällen hilft die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung (Tel.: 116 177) bei einer schnellen Vermittlung.

2. Arbeitgeber informieren

Informiere deinen Arbeitgeber so schnell wie möglich über deine Arbeitsunfähigkeit und reiche die Krankschreibung ein.

Wichtig:
Der genaue Grund der Krankschreibung muss nicht genannt werden, außer es gibt eine betriebliche Relevanz (z. B. Ansteckungsgefahr, was bei Burnout nicht zutrifft). Fühle dich nicht unter Druck gesetzt, Details zu deiner Krankheit zu teilen. Entscheide selbst, ob und wann du offen darüber sprichst.

3. Wie läuft das mit der Lohnfortzahlung?

In den ersten sechs Wochen einer Krankschreibung zahlt dein Arbeitgeber dein volles Gehalt weiter. Wenn’s länger dauert, übernimmt die Krankenkasse – und zwar mit 70 Prozent des Bruttoverdienstes, aber nicht mehr als 90 Prozent des Nettoverdienstes. Wie viel Krankengeld dir zusteht, kannst du bei Krankengeld-Rechnern ermitteln, zum Beispiel diesem der Techniker-Krankenkasse.

Du kannst innerhalb von drei Jahren insgesamt 78 Wochen Krankengeld für dieselbe Erkrankung erhalten – und das muss nicht am Stück sein. Wirst du mehrfach krank, zählen die Zeiten zusammen. Wichtig: Die ersten 6 Wochen Lohnfortzahlung werden abgezogen. Während der Elternzeit ruht dein Anspruch ebenfalls.

4. Therapie und Genesung ernst nehmen

Burnout heilt selten durch bloßes Ausruhen oder eine kurze Auszeit. Die Krankschreibungszeit sollte daher aktiv genutzt werden, um nicht nur körperlich und seelisch zu regenerieren, sondern auch nachhaltige Strategien zu entwickeln. Es geht darum, die eigentlichen Ursachen für den Burnout zu erkennen und Wege zu finden, diese langfristig zu bewältigen.

Eine Therapie – ob ambulant oder stationär – hilft, die persönliche Stressbewältigung zu analysieren und effektive Werkzeuge für den Alltag zu erarbeiten. In schweren Fällen, wenn Symptome wie Panikattacken oder körperliche Beschwerden den Alltag massiv einschränken, kann eine stationäre Behandlung sinnvoll sein. Oft ist jedoch eine ambulante Therapie im gewohnten Umfeld effektiver, da sie direkt dort ansetzt, wo der Stress entstanden ist.

5. Wiedereinstieg sorgfältig planen

Nach der Genesung ist die Gefahr eines Rückfalls groß, wenn Betroffene in alte Muster zurückfallen. Deshalb ist es wichtig, während der Krankschreibung Techniken zu erlernen, die auch nach der Gesundschreibung helfen. Dazu zählen:

  • Besseres Stressmanagement: Wie erkenne ich meine Belastungsgrenzen rechtzeitig?
  • Gesunde Abgrenzung: Nein sagen lernen und die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen.
  • Strukturierte Planung: Prioritäten setzen und Aufgaben realistisch einschätzen.

Auch der Wiedereinstieg in den Job sollte gut vorbereitet sein. Eine stufenweise Wiedereingliederung kann helfen, die Belastung langsam zu steigern und Rückfälle zu vermeiden. Der Arbeitgeber muss dir eine langsame Wiedereingliederung jedoch nicht gewähren. Sprich frühzeitig mit Vorgesetzten über mögliche Anpassungen, um Rückfälle zu vermeiden.

Fazit

Beim Burnout handelt es sich um ein komplexes Krankheitsbild, das individuell unterschiedlich verläuft. Von kurzen Krankmeldungen bis zu Auszeiten über viele Monate bis hin zu Jahren ist alles möglich. Entscheidend ist ein frühzeitiges Erkennen, dass Burnouts nicht nur mit einer „kleinen Pause“ gelöst werden können. Stattdessen braucht es in den meisten Fällen eine aktive Auseinandersetzung mit den Ursachen und passende Therapien, um die Erholung nachhaltig zu sichern und depressive Rückfälle zu vermeiden.

Wie lange Arbeitnehmer krankgeschrieben werden, hängt von der Schwere der Symptome und dem Verlauf der Genesung ab. Dabei spielt die Unterstützung durch Ärzte und Therapeuten eine zentrale Rolle. Die Weltgesundheitsorganisation sieht Burnout zwar nicht als eigenständige Krankheit, erkennt aber dessen wachsende Bedeutung als Syndrom in der modernen Arbeitswelt.

Fall du betroffen bist: Nutze die Zeit der Krankschreibung, um nicht nur zu erfahren, wie du dich erholst, sondern auch um neue Werkzeuge für deinen Alltag zu entwickeln. Burnout ist herausfordernd, aber mit der richtigen Unterstützung und dem Willen zur Veränderung auch heilbar.

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