Was ist die Darmflora überhaupt?
Darmflora … das ist ja irgendwie ein recht blumiges Wort, oder? Hast du dich schon mal gefragt, was das eigentlich ist? Ganz einfach: Es beschreibt nichts anderes als die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die sich in unserem Darm zu Hause fühlen. Dabei handelt es sich überwiegend um Bakterien, auch intestinales Mikrobiom genannt.
Vereinfacht gesagt, gibt es eine Reihe gutartiger Bakterien, die eine Dominanz bösartiger und krankheitsfördernder Bakterien unterdrücken sollen. Diese produzieren nämlich Giftstoffe wie zum Beispiel Endotoxin, was stark entzündungsfördernd wirkt.
Optimal ist ein Verhältnis von einer bösartigen Bakterie zu etwa einer Million gutartiger Bakterien. Außerdem ist eine große Vielfalt gutartiger Bakterienstämme gut für den Körper. Anders ausgedrückt: Wenn unser Darm von guten Darmbakterien bevölkert ist, dann ist kein Platz für die schlechten Darmbakterien!
Dieses Thema ist gerade ziemlich trendig in der Wissenschaft: Allein im Jahr 2017 wurden 10.000 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht – mehr als einer pro Stunde! Je nach Untersuchung tragen wir alle zwischen 200 Gramm und 2 Kilogramm Darmbakterien mit uns herum. Hört sich ganz schön viel an, oder nicht?
Warum ist die Darmflora so wichtig?
Gutartige Darmbakterien stellen lebenswichtige Funktionen sicher:
- Sie unterdrücken “schlechte” Bakterien. Würden die Schlechten im Darm die Vorherrschaft übernehmen, schicken sie Gifte oder sogar sich selbst in den Körper. Das führt zu chronischen Entzündungen und den gemeinen Krankheiten, die daraus entstehen.
- Sie stimulieren das Immunsystem, das sich zum Großteil im Darm befindet. Hier wird der überwiegende Anteil der Antikörper gebildet und die Immunzellen unseres Körpers für ihre Arbeit überall im Körper “ausgebildet”.
- Sie setzen gesunde Inhaltsstoffe aus Pflanzen frei, unter anderem kurze Fettsäuren, Aminosäuren, Vitamine und Antioxidantien. Viele Substanzen kann der Körper nicht selbst bilden – die Bakterien hingegen schon, z.B. B-Vitamine und Vitamin K.
- Sie führen dem Körper lebensnotwendige Energie in Form von Zucker zu – und zwar verträglich langsam nach dem “Slow Release”-Prinzip, statt dem scharfen Anstieg nach dem Konsum von schnellen Kohlenhydraten.
- Sie verstärken die Darmbarriere und verhindern dadurch, dass Gifte und Bakterien in den Körper gelangen (Leaky-Gut-Syndrom).
Kleines Beispiel gefällig? Allein das Glückshormon Serotonin wird zu 90% im Darm und nur zu 10% im Hirn gebildet. Oder das Belohnungshormon Dopamin – auch das wird zur Hälfte im Darm produziert.
Ein kleiner Exkurs in unsere Verdauung
Denken wir mal zurück an den Biologieunterricht: Alles, was wir an Nahrung zu uns nehmen, landet früher oder später im Darm und wird von dort ins Blut übertragen, das die Nährstoffe zu allen Körperzellen transport.
Die wichtige Frage lautet: An welcher Stelle im Darm wird die Nahrung vom Körper aufgenommen?
Verdauung im Dünndarm
Wann Lebensmittel vom Körper aufgenommen werden, bestimmt sich überwiegend durch den Grad der Verarbeitung. Industriell oder auch in der eigenen Küche stark verarbeitete Lebensmittel werden oft direkt früh im Dünndarm aufgenommen. Typische Beispiele sind schnelle Kohlenhydrate wie helles Brot, Kuchen oder Soft-Drinks.
Warum ist das schlecht? Schau mal hier:
- Leber und Bauchspeicheldrüse werden stark beansprucht und müssen unter Hochdruck dafür arbeiten, so schnell wie möglich den Überschuss an Zucker im Blut loszuwerden. Das verursacht eine Menge Stress im Körper.
- Dieser Stress führt zu chronischen Entzündungseffekten und damit zu chronischen Krankheiten wie Diabetes und Alzheimer.
- Die frühe Verdauung führt zu einer schlechten Darmflora und einem schlechter funktionierenden Immunsystem, was zu einer größeren Anfälligkeit für Infekte und andere Krankheiten führt.
Klingt nicht sonderlich erbaulich. Aber es geht besser:
Verdauung im Dickdarm
Nimmst du jedoch unverarbeitete Lebensmittel in Form von rohem Obst und Gemüse zu dir, lassen sich die Inhaltsstoffe vom Darm nicht so schnell verdauen. Sie bleiben also 3-4 Stunden länger im Darm und landen schließlich im Dickdarm. Hier warten Massen von Darmbakterien nur darauf:
- Diese Lebensmittel geben den guten Darmbakterien Nahrung und damit die Möglichkeit, sich zu vermehren.
- Gute Bakterien ernähren sich von Lebensmitteln mit vielen Ballaststoffen, Mineralien und Antioxidantien, mögen allerdings keine Chemikalien und bestimmte Inhaltsstoffe in Lebensmitteln, z.B. Akrylamid.
- Die gutartigen Bakterien können ihre lebenswichtigen Funktionen ausführen (siehe oben: Unterdrückung schlechter Bakterien, Stimulierung des Immunsystems, Freisetzung gesunder Inhaltsstoffe, langsame Freisetzung von Zucker und Stärkung der Darmbarriere).
Schauen wir in der Menschheitsgeschichte zurück, war dieser Weg natürlich: Etwa 80% der Nahrung wurden vom Körper auf diese Weise aufgenommen. Ganz im Gegensatz zu heute: Bei einer typisch westlichen Ernährung werden sagenhafte 60% der Lebensmittel bereits im Dünndarm aufgenommen.
Die typisch westliche Ernährung ist geprägt von vielen Kalorien, viel Fett, industriell verarbeiteten Lebensmitteln und wenig Ballaststoffen.
Fazit
Vielleicht klingt es langweilig, aber es kommt immer wieder auf das gleiche heraus: Iss gesund, überwiegend pflanzlich und vermeide bzw. reduziere schädliche Stoffe. Einen guten Überblick über die passende Ernährung findest du in den Grundlagen entzündungshemmender Ernährung.
Stell dir vor, du trägst eine riesige Menge kleiner Freunde in deinem Darm mit dir herum: Gib ihnen Nahrung, vermeide schädlichen Stress und sorge dafür, dass sie sich wohlfühlen. Sorgst du gut für sie, erledigen sie ihre Arbeit gern und sorgen dafür, dass du dich gut und gesund fühlst.
Foto: NordWood Themes on Unsplash