Freeletics ist nur was für Muskelprotze. Für knackige Kerle, die mindestens sechshundert Liegestütze schaffen. Mindestens! Wer kein Superheld ist, braucht mit Freeletics gar nicht anfangen.
So war zumindest mein Bild bisher. Nachdem mir Fitstar irgendwann zu eintönig wurde und ich mit Summfit nicht so recht warm geworden bin, wollte ich es trotzdem wissen. Eine kurze Internetrecherche hat mir den letzten Schubs gegeben: Auch andere Frauen machen das! Okay … die sind alle schlank und durchtrainiert – aber egal.
Ich halte mich an Leas Motto: Um zu wissen wie es ist, muss man es machen. Und wenn es mir zu anstrengend ist keinen Spaß macht, kann ich ja wieder aufhören, richtig?
Was ist Freeletics?
Freeletics ist sowohl ein hocheffektives Trainingsprogramm, als auch eine sehr begeisterte Community von Fitness-Enthusiasten. Bei Freeletics Bodyweight werden alle Übungen mit dem eigenen Körpergewicht ausgeführt – das mag ich! Außer einer Matte wird keinerlei Ausrüstung benötigt.
Für mich besonders gut: Die Standard-Übungen zum Laufen können auf eine 2×2-Meter-Variante umgestellt werden – ideal für das Training im Wohnzimmer. Ja … das mag nicht ebenso effektiv sein, aber mir reicht es.
Wichtig: Immer auf eine korrekte Ausführung achten. Auch wenn bei jedem Training eine neue persönliche Bestleistung gefordert wird, darf diese nicht zu Lasten einer schlechten Ausführung gehen. Das schadet mehr, als es nützt.
Nachdem ich mit Fitstar schon einen digitalen Personal-Trainer auf meinem Smartphone hatte, hab ich mir auch hier gleich den Freeletics Coach geholt. Das kostet was (34,99 Euro für drei Monate oder 79,99 Euro für ein Jahr), aber ich vergleiche das immer mit einer Mitgliedschaft im Fitness-Studio. Sofern mich ein Programm begeistert, fordert, bei der Stange hält, bin ich auch bereit, Geld dafür auszugeben.
Das Grundmotto: Aufgeben ist nicht.
Na, das kann ja was werden.
Freeletics Woche 1
Ich mache einen Fitness-Test und fühle mich im Gegensatz zur Fitstar-App wie der absolute Loser. Ehrlich. Dort war ich verhältnismäßig schnell beim Maximum angekommen, hier starte ich gefühlt bei Null. Aber gut – ich wollte ja unbedingt eine neue Herausforderung. Nach dem Einstufungstest wird mir eine Mischung aus Cardio & Strength empfohlen. Cardio? Hmmm … das hat mich bei Fitstar schon gestört. Aber gut – ich folge der Empfehlung.
Die ersten drei regulären Einheiten waren gelinde gesagt … langweilig. Ehrlich. So gar nicht, wie ich mir das vorgestellt habe! Die Einheiten waren kurz und nur mäßig anstrengend. In mir kämpfen Erleichterung und Enttäuschung. So ungern ich mich selbst bis zum Äußersten treibe: Ich möchte zumindest etwas merken. Sonst lohnt sich doch das Umziehen nicht!
Freeletics Wochen 2 und 3
Aha. Da geht also doch noch mehr. Der Freeletics Coach schien mich in Sicherheit wiegen zu wollen! Mit jeder Woche gibt es mehr Liegestütze, mehr Kniebeuge und … oh Schreck … mehr Burpees.
Gott … wie ich diese Übung hasse …
Nach wie vor fühle ich mich ziemlich … nullig. Bei Freeletics gibt es immer eine Standard und eine Endurance-Variante, wobei Endurance für die leichte Variation steht. Mir werden fast nur die leichten Optionen zugewiesen. Ich weiß noch nicht, ob ich froh oder ernüchtert sein soll.
Freeletics Woche 4
Nach jeder abgeschlossenen Trainingswoche werde ich gefragt, wie viele Einheiten ich in der Folgewoche absolvieren möchte. Das finde ich sehr praktisch, so kann ich je nach sonstigen Terminen die Anzahl frei wählen. Auch kann ich den Trainingsfokus ändern: Da ich aktuell wieder regelmäßig laufe, entscheide ich mich gegen den lästigen Cardio-Anteil und wähle das Strength-Programm (was übrigens für athletische Männer gedacht ist, ha ha!).
Die Hoffnung: Endlich werde ich RICHTIG gefordert.
Die Realität: Ich scheine wieder von Null zu beginnen. Die Übungen sind okay, aber nicht sonderlich schweißtreibend. Ist vielleicht gar nicht so schlecht.
Freeletics Wochen 5 und 6
Eindeutig: Der Coach und ich nähern uns einander an. Mit drei Trainingseinheiten pro Woche und den Laufeinheiten bin ich gut ausgelastet und fühle mich mittlerweile recht wohl. Wenn da nicht die Burpees wären …
Und … Liegestütze.
Ich bin wirklich schlecht in Liegestützen. Ehrlich. Aber DIESE Liegestütze machen alles noch viel schlimmer. Klar, jeder weiß: So weit wie möglich nach unten gehen – Schummeln gilt nicht! Bei Freeletics wurde eine fiese Variante eingebaut: In der untersten Position musst du kurz deine Hände vom Boden abheben, während die Brust auf dem Boden liegt. So ist Schummeln gleich gar nicht mehr möglich!
Vor Freeletics war ich regelrecht stolz auf meine 15 (ha ha!) Liegestütze. Mit dem Händeanheben falle ich wieder zurück auf … reden wir nicht drüber.
Freeletics Woche 7 – Die Hell Days
Hell Days. Dies ist eine besondere Woche mit besonders harten Workouts. Als ich zum ersten Mal Aphrodite gesehen habe, ist mir beinahe schlecht geworden. Das können die nicht ernst meinen …
Eine kurze Internetrecherche hat ergeben: Freeletics-Jünger machen das mit links. Quasi im Vorbeigehen, einfach mal zwischendurch.
Bitte??
Insgesamt 150 Burpees, 150 Squats und 150 Situps mache ich NICHT im Vorbeigehen. Ehrlich gesagt … ich hab das Workout ein paar Tage vor mir hergeschoben. Irgendwann hat es mich doch gepackt: Ich muss es ja nicht komplett durchziehen, oder? Doch, das wollte ich. Anderer Ansatz: Ich nehme mir so viel Zeit, wie ich brauche. Schaue nicht auf die Uhr, mache Pausen.
Und das hat geklappt. Irgendwie hab ich es überlebt.. Okay … ich konnte danach kaum meine Haare waschen, weil die Arme wie Wackelpudding waren, aber ich habs geschafft. Ein kleiner Schritt für Freeletics-Veteranen, ein unglaublich großer für mich!
Freeletics Wochen 8-14
So langsam fühl ich mich echt wohl! Der Coach verwöhnt mich mit Zuckerbrot und Peitsche: Manche Workouts sind geradezu lächerlich einfach, nur damit das folgende mich völlig erledigt am Boden liegen lässt. Burpees werde ich nie lieben, und auch mit dem Liegestützen geht es nicht voran. Mal ehrlich: 100 Stück in einem Workout?? Das schaff ich auch in fünf Jahren nicht!
Aber zum ersten Mal seit langem fühle ich mich ausgefüllt, genau richtig gefordert und hab Spaß. Auch wenn ich das dem fiesen Coach nie sagen würde, der mich gern mal leiden lässt.
Freeletics Woche 15 – Die Hell Week
Ich hab davon gelesen. Wollt es nicht wahrhaben. Doch jetzt hat sie mich doch eingeholt.
Die Hell Week. 7 Tage – 7 harte Workouts.
Autsch. Zu meinem Glück Pech fiel diese Woche in eine Phase mit sehr hoher Arbeitsbelastung, Reisen, Familienfeiern, Meetings, Erschöpfung. Es ist keine Ausrede: Ich hatte einfach keinen Nerv für Sport. Und auch wenn das Timing blöd war: Manchmal höre ich besser auf meinen Körper. Und der hat klar gesagt: Sanftes Yoga ist gerade besser für mich.
Und nun?
Ich weiß es noch nicht. Nach insgesamt vier Wochen Fitness-Pause scheint mir die Hell Week nicht der ideale Einstieg zu sein. Vielleicht führe ich noch einmal den Fitness-Test durch und lasse mir ein neues Programm zusammenstellen.
To be continued!
Vorteile und Nachteile von Freeletics
Die Vorteile aus meiner Sicht:
- Ich kann jede Woche die Zahl meiner Trainingseinheiten sowie den Trainingsfokus wählen.
- Die Übungen werden sehr genau erklärt.
- Es gibt für jede Übung eine leichtere Variante.
- Bei jeder Trainingseinheit werden bestimmte Übungen mit wenigen Wiederholungen eingebaut, um auf eine korrekte Ausführung zu achten.
- Seit dem letzten Update gibt es ein verbessertes Warm-up mit Timer sowie eine Stretching-Routine zum Schluss. Gefällt mir sehr gut!
- Der Coach stellt sich gut auf das Fitness-Level ein.
- Die Workouts sind sehr motivierend und fordernd.
- Auch wenn es hart ist: Es ist nicht nur für die Super-Sportler geeignet.
Die Nachteile aus meiner Sicht:
- Klar. Es kostet was. Aber gute Dinge kosten einfach was.
- Das erstmalige Herunterladen der Übungen dauert mir oft zu lang.
- Ich hätte gern eine bessere Übersicht über meine absolvierten Trainings, vielleicht in einer Art Kalender.
Was viele lieben, ist die motivierende Community. Daran habe ich mich allerdings nicht beteiligt und kann daher nichts darüber berichten.
Fazit
Freeletics ist nur was für Muskelmänner? Keineswegs! Ich treibe regelmäßig Sport, sehe aber kein bisschen so aus wie die Typen auf Hochglanzprospekten. Und trotzdem funktioniert der Freeletics Coach für mich sehr gut: Ich werde genau richtig gefordert, eher einfache Workouts wechseln sich mit sehr anspruchsvollen ab. Ich brauche keinerlei Ausrüstung und kann jede Woche neu entscheiden, wie oft ich trainieren möchte und mit welchem Trainingsfokus.
Da es für jede Übungen auch vereinfachte Varianten gibt, können auch Anfänger gut damit trainieren. Genau dafür ist der Coach schließlich da: Je nach Fitness-Level die richtigen Übungen zusammenzustellen. Und das funktioniert für mich sehr gut: Ich habe das Gefühl, deutlich dynamischer zu sein – und das mag ich.
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