Ein richtig gutes Sportjahr

Von faul zu fit in einem Jahr – und was ich richtig gemacht habe

Es begann an einem kalten Wintertag.

Ich saß vor dem Kamin und mir war klar: So kann  es nicht weitergehen. Ich fühlte mich mehr als unwohl: ich hatte mir einen Speckmantel angefuttert, war platt weil dauermüde und von meiner einst ganz ordentlichen Muskulatur war kaum mehr etwas zu sehen. Warum war ich dem Zustand? Ich war faul geworden. Im Laufe der Zeit. Schleichend. Und als ich es erkannte, war es zu spät.

Nun gut. Oder besser: Nun schlecht. Der Moment der Erkenntnis war da. So wollte ich nicht weitermachen. Wie sagt man immer so schön: “Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung”.

Kuschlig auf der Couch sitzend, schmiedete ich einen Plan. Ich wollte so nicht weitermachen und immer fauler und matter werden. Ich wollte etwas ändern. Aber wie sollte ich es angehen? Hier der nächste Spruch: “Aller Anfang ist schwer!”.

Aber “Anfang” war das Stichwort. Ich musste einfach nur anfangen. Klar.

Ich fing an!

Zuerst gedanklich: „Was könnte mich motivieren? Was bringt mich dazu, wirklich was zu tun? Ein Ziel musste her, ein Großes! Hm … früher hab ich ja auch ab und zu Triathlon gemacht. Wäre das nicht was? Und wenn dann richtig!”

Somit war klar: ich werde im nächsten Jahr einen Triathlon hinlegen. Und zwar eine olympische Distanz. 

Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass es einige Menschen gibt, die ähnlich ticken wie ich. Diejenigen, die nicht immer aus sich heraus  motiviert sind. Diejenigen, die auch mal Durchhänger-Phasen haben.

Falls du eben ein paar Mal genickt oder geschmunzelt hast, solltest du jetzt weiterlesen. Ich hab mal für mich und dich zusammengefasst, was ich in diesem einen Jahr, in dem sich alles änderte, richtig gemacht habe.

Ich habe einen Plan erstellt

Ein Jahresplan-Ausdruck musste her. Ja! Ein Ausdruck. Ich brauch so was auf Papier. Ich muss drauf rumkritzeln können. Es war Winter und ich hatte nun den Kalender des Folgejahres vor mir liegen.

Wie schaut das Jahr aus?

Ich hab mir das gesamte Jahr angeschaut: Welche Urlaube sind bereits geplant? Welche wichtigen Termin auf der Arbeit und in der Familie stehen an? Das gab schon mal den groben Rahmen.

Nun zu den Monaten!

Jetzt vergab ich Monat für Monat eine Überschrift. Januar: Gewicht abbauen und Schwimmtraining anfangen. Februar: Schwimmtraining mit Intervallen anreichern. Lauftraining anfangen. März: Schwimmen und Laufen mit Intervallen. Rad-Trainingslager. Und so weiter.

Dann kamen die Wochen dran.

Die Hauptaufgabe: wie verteile ich die Disziplinen auf die Wochentage, so dass es auch Sinn macht und leistbar ist. Wenn ich weiß, dass der Montag gewohnheitsgemäß ein langer Arbeitstag ist, weil spät am Nachmittag noch Teammeetings liegen, die sich ausdehnen: dann ist der Montag kein realistisch planbarer oder belastbarer Tag. Es soll ja auch funktionieren.

Et voilá. Ein Überblick war da. Das gefiel mir.

Ich habe mir Ziele gesetzt

Die Planung war schon mal ein Anfang. Aber nichts, ohne Ziel. Wie heißt es so schön:” Wer kein Ziel hat, kann auch keines erreichen!”

Ein konkretes Ziel musste her. Ein Großes. Ich nannte es Hauptziel! Durch meine Planungsarbeit wusste ich, dass sich der Juli für dieses Hauptziel anbietet. Schnell mal googeln, einen Wettkampf mit olympischer Distanz suchen und den Hamburg Triathlon finden. Ja, das hört sich nach einem guten Hauptziel an. Die olympische Distanz in Hamburg meistern. Das wollte ich!

Ich machte es fest! Anmeldung und Zahlung der Teilnahmegebühren. Das war nicht mehr verhandelbar. Es war gesetzt.

Da es nun das Hauptziel gab, mussten Zwischenziele her. Denn wer zu lange plant, hat nicht unbedingt den Anreiz, den direkten Druck, aktiv zu werden. Ist das Ziel zu weit weg, oder zu groß, kann es unerreichbar erscheinen. Deswegen suchte ich mir kleine Wettkämpfe, die meine jeweiligen Fokusmonate abrundeten: Ein Laufwettkampf im Februar. Ein kleiner Triathlon im Mai. Ein etwas längerer Triathlon im Juni. Etc.

Ich habe mir einen Trainingspartner gesucht

Soweit also die Theorie. Plan und Ziel abgeschlossen. Jetzt fehlte die Brücke zur Umsetzung. Ich suchte ich mir eine Trainingspartnerin. Eine, die das gleiche verrückte Ziel wie ich hatte. Ich fand sie und erstellte mit ihr eine konkrete Trainingsplanung. Das Ergebnis waren konkrete Termine. Rückblickend war diese Verbindlichkeit der größte Antreiber/Motivator für mich.

Es ist nämlich ätzend, wenn fast jeden Morgen um 6 Uhr der Wecker klingelt. Weil du dann raus musst. Weil du dann läufst, schwimmst oder Krafttraining machst. Instinktiv willst du dich nochmal umdrehen. Morgen ist auch noch ein Tag. Fühlte sich eben doch auch so an, als würde der Hals kratzen. Jaah! Besser du bleibst liegen.

Achnee. Da gibt es ja auch noch den Wecker der Trainingskollegin. Dieser Wecker hat wahrscheinlich bereits geklingelt. Sicherlich ist sie schon unterwegs zum vereinbarten Trainingsort. Du kannst sie ja nicht hängen lassen. Da hilft nix. Da musst du dann auch raus! Basta!

(… interessanterweise ging es der Trainingskollegin oft genauso!…)

Ich habe das große Ziel immer im Blick gehabt

Als der Plan stand, das Ziel fixiert war und das Training anfing, richtete sich der Rest meines Alltags schnell nach dem neuen Ziel aus.

Ich aß bewusster: Klar. Hatte ich morgens schon eine Trainingseinheit, gab es erst danach ein Frühstück. Das war oft (weil praktisch und gesund) ein Overnight Oat. Nach einer frühmorgendlichen Plagerei hatte ich Mittags meistens Lust auf etwas Gesundes. Abends achtete ich darauf, nicht über die Stränge zu schlagen. War ja auch ne doofe Vorstellung in Hamburg nicht in den Neo zu passen oder die Rettungsringe über die Strecke zu schleppen.

Ich bewegte mich mehr: Alleine durch mein Training war ich viel mehr auf den Beinen. Dies übertrug sich aber auch auf den Rest meines Tages. Abends nochmal eine kleine Stretching-Einheit vorm Einschlafen. Perfekt.

Vielleicht kennst du diesen Effekt auch: Wenn’s läuft, laufen gewisse Dinge einfach mit. Ich war richtig effektiv in dieser Zeit. Es lief einfach.

Ich setzte Prioritäten: Abwägen war angesagt. War es jetzt wichtiger, Klamotten zu shoppen oder ein paar Bahnen im Schwimmbad zu ziehen? Klar waren die Bahnen wichtiger. Das ein oder andere Treffen mit Menschen, die nur nehmen und nicht geben, ist dem auch zum Opfer gefallen. Es war immer eine Abwägung orientiert am großen Ziel.

Ich habe mir die Erfolge abgeholt

Jetzt fragst du dich vielleicht, ob es sich lohnt, so hart an sich zu arbeiten, so diszipliniert zu sein und immer wieder abzuwägen (manchmal auch zu Ungunsten eines totalen Fun-Factors). Ich kann dir die Antwort geben: “Hell, yeah!”

Ich habe mich wieder wohler gefühlt: Mein Körper fing nach relativ kurzer Zeit an, dankbar auf das Training zu reagieren. Die Kilos purzelten. Die Haut wurde straffer. Aber das war nicht das Wichtige. Wichtig war, dass ich mich endlich wieder lebendiger fühlte. Weg alle Mattigkeit. Ich war “leichter” im gemessenen und im übertragenen Sinne.

Jedes Training hat mich glücklich gemacht: Natürlich nicht immer direkt! So früh aus dem Bett zu fallen, war kein Spaß. Echt nicht. Und manchmal hab ich mich wirklich zum Training geschleppt. Es war ätzend. Es war dunkel. Es war kalt. Ich hatte keinen Bock. Manchmal hatte ich auch Schmerzen. Aber sobald das Training angefangen hatte, war der Zweifel oder Schmerz verflogen.

Unglaublich oft saß ich nach einer Trainingseinheit glücklich auf meinem Bürostuhl. Ich war happy mich bewegt zu haben. Ich hatte dieses angenehme Kribbeln in der Muskulatur. Diese schöne Mischung aus prickelnder Mattigkeit und anwachsender Energie.

Und last but not least: Ich habe eine Bestzeit geknackt!

Als dann der große Zieltermin gekommen war, fühlte ich mich topfit. Alles war aufgegangen. Der ganze Plan hat funktioniert und mich getragen. Er hat mich auch ins Ziel getragen. Besser als erahnt. Ich hatte mir ehrlicherweise keine Zielzeit gesetzt (… muss ja auch nicht alles planen, oder?).

Aber als ich dann kurz vor dem Ziel vom Coach zugerufen bekam, dass ich (wenn ich jetzt nochmal richtig Gas gebe!) wahrscheinlich die Olympische unter 3 Stunden finishen werde, da war ich baff. Baff, glücklich, überwältigt und mit ein paar Tränchen in den Augen war ich dann in 2:59:irgendwas im Ziel.

Fazit:

  • Planung und Zielsetzung war bei mir das A und O. Ich bin aber auch ein totaler Plan-Mensch. In Strukturen bewege ich mich höchst effektiv. Das Ziel klar vor Augen, half auch Prioritäten zu setzen.
  • Wichtig war die Verbindlichkeit einer weiteren Person gegenüber. Das gab den kleinen Extra-Schub, der den inneren Schweinehund Schach-Matt gesetzt hat.
  • Toll war nicht nur das Gefühl, als ich in Hamburg über die Ziellinie lief. Es war das Gefühl, sich selbst anzutreiben, zu verwirklichen, sich weiterzuentwickeln.
  • Ich weiß, dass es geht, wenn ich nur will.
  • Ein toller Seiteneffekt: Beschreitest du diesen Weg, wirst du ihm weiter folgen. Indem du deine Routinen schaffst, wird es dir immer leichter fallen, Sport in deinen Alltag zu integrieren. Und schwupps – werden diese Routinen zu Gewohnheiten und werden indiskutabel.

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Bildnachweis: CC0 Lizenz über Stencil

2 Kommentare zu „Von faul zu fit in einem Jahr – und was ich richtig gemacht habe“

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