Gedankenkarussell: Warum uns ständige Gedanken quälen

Jeder von uns kennt das Gefühl des Gedankenkarussells, als würden die eigenen Gedanken im Kreis herumwirbeln und einfach nicht zur Ruhe kommen. Dabei ist es ganz normal, dass unser Gehirn rund um die Uhr auf Hochtouren läuft und versucht, die ständig neuen Reize zu verarbeiten.

Doch manchmal quälen uns unsere ständigen Gedanken so sehr, dass wir uns fragen: Warum tun sie mir das an? In diesem Artikel schauen wir genauer hin!

Ständiges Denken? Völlig normal!

Gleich vorab: Es ist völlig normal, dass unser Gehirn ständig Gedanken produziert – genau dafür ist es gemacht. Es verarbeitet Reize, schafft Erinnerungen, lernt neue Dinge, trifft Entscheidungen und plant für die Zukunft. Ohne unsere Gedanken wären wir ganz schön aufgeschmissen.

Unser extrem leistungsfähiges Gehirn hat (wie so vieles im Leben) aber auch eine Kehrseite: Gedanken können uns quälen, wenn sie in einem endlosen Kreislauf festhängen. Wir denken immer wieder über dieselben Dinge nach und versuchen sie zu lösen, obwohl es oft keine Lösung gibt. Das führt zu einem Gefühl der Unzufriedenheit oder Sorge, da wir den ständigen Gedanken nicht entkommen können.

Du ahnst es sicher schon: Es ist keine Lösung, nicht mehr zu denken. Natürlich müssen wir alle nachdenken – aber eben nicht ständig grübeln und das Gedankenkarussell Amok laufen lassen.

Gedankenkarussell oder konstruktives Nachdenken?

Natürlich sollst du nicht aufhören, über Themen nachzudenken. Doch die folgende Unterscheidung ist essenziell, um der Grübelfalle zu entkommen:

  • Nachdenken ist konstruktiv: Du spürst, dass du mit deinen Gedanken einer Lösung näher kommen, die Situation beeinflussen kannst. Nach einer Nachdenk-Session bist du einen Schritt weiter und fühlst dich besser.
  • Grübeln hingegen ist destruktiv: Deine Gedanken drehen sich im Kreis, oft über Dinge, die du (zumindest in diesem Moment) nicht beeinflussen kannst. Nach einer Grübel-Session bist du keinen Schritt weiter gekommen und fühlst dich meist angespannter und frustrierter als vorher.
Gedankenkarussell: Nachdenken vs. Grübeln

Sobald du merkst, dass deine Gedanken sich im Kreis drehen: Hinterfrage kritisch, ob du gerade wirklich nachdenkst, oder deinen Gedanken ausgeliefert bist. Falls Letzteres zutrifft: Wir haben einen separaten Artikel mit den besten Tipps veröffentlicht, wie du dein Gedankenkarussell schnell stoppen kannst.

Beispiele für hartnäckige Gedanken

Oft hilft es, die Mechanismen hinter den eigenen Problemen besser zu verstehen. Deshalb haben wir einige Beispiele von typischen Gedanken für dich, die wir alle sicher schon einmal erlebt haben. Du wirst sehen: Sonderlich positiv sind diese Beispiele nicht. Auch das ist menschlich, wie du zum Beispiel zum Thema Negativitätsverzerrung nachlesen kannst.

Angst vor der Zukunft

„Was ist, wenn ich meinen Job verliere?“
„Was passiert, wenn ich mich morgen blamiere?“
„Was ist, wenn ich schwer krank werde?“

Sorgen und Angst sind evolutionär in uns Menschen eingebaut und sichern in kritischen Situationen unser Leben. Anstrengend wird es, wenn wir ständig darüber nachdenken, was Schlimmes passieren könnte. Diese Gedanken sind wie ein Teufelskreis: Je mehr wir darüber nachdenken, desto schlimmer werden sie.

Auch die Angst vor dem Unbekannten fühlt sich oft nicht gut an. Wenn wir nicht wissen, was in der Zukunft auf uns wartet, machen wir uns schnell Gedanken und versuchen, die Situation vorherzusehen oder zu verstehen. Es kommt durchaus vor, dass wir gute Ideen aus solchen Gedanken ziehen – aber meist verursachen sie mehr Verwirrung und Stress als Erleichterung.

Endlosschleifen

“Wenn ich mich nur ein bisschen mehr beeilt hätte, hätte ich nicht den Bus verpasst und …“
“Wenn ich kündige, wäre ich endlich, meinen Chef los. Aber ich weiß auch nicht, ob ich einen neuen Job finde. Und wenn ich nicht kündige, dann …“

Diese Art von Gedanken wiederholt sich ständig und dreht sich im Kreis. Häufig hängt so ein Gedankenkarussell mit einer bevorstehenden Entscheidung (siehe unten) oder einer Situation aus der Vergangenheit zusammen.

Selbstvorwürfe

“Ich hätte niemals diesen Vertrag unterschreiben dürfen!“
“Hätte ich mich nur mal besser im Griff gehabt, dann wäre sie jetzt nicht so enttäuscht von mir.“

Reue, Vorwürfe und Bedauern: So ein Gedankenkarussell lässt uns manchmal in der Vergangenheit festhängen, obwohl wir an der Situation im Nachhinein nichts mehr ändern können.

Sorge vor Ablehnung

“Die mögen mich bestimmt nicht.“
“Wenn ich nur etwas schlagfertiger wäre, würde ich besser ins Team passen.“

Die Sorge vor Ablehnung hängt oft mit einem angeknacksten Selbstwertgefühl zusammen. Wer in sich ruht und von sich selbst überzeugt ist, macht sich über solche Themen keine Sorgen. Viele andere hingegen schon – und das ist nicht nur anstrengend, sondern auch komplett kontraproduktiv.

Entscheidungsprobleme

“Die hellblaue oder die graue Tapete?“
“Wollen wir wirklich Kinder? Schaffen wir das finanziell?“

Ein typisches Problem, das schon so manches Gedankenkarussell gestartet hat: Entscheidungen. Manche tun sich schon bei kleinsten Entscheidungen schwer, fast alle Menschen kämpfen mit den großen Themen des Lebens – und das ist auch völlig normal. Wenn sich das Gedankenkarussell allerdings über Tage, Wochen oder sogar Monate dreht, dann ist die Energie schlecht investiert.

Angst vor Kontrollverlust

„Wenn ich … tue, dann kann ich vielleicht … vermeiden …“
„Ich kann das alles gar nicht beeinflussen! Ich will das so nicht!“

Die Wissenschaft bestätigt: Unser Level an Stress hängt ab von der empfundenen Kontrolle über eine Situation. Anders ausgedrückt: Je mehr du das Gefühl hast, eine Situation kontrollieren zu können, desto weniger Stress empfindest du.

Das Gedankenkarussell und seine Auswirkungen

Nun könnten wir ja sagen: Hey, wenn ständiges Denken normal ist, müssen wir dann etwas daran ändern?

Die Antwort lautet wie so häufig: Die Dosis macht das Gift. Natürlich sollten wir alle nachdenken, und bei wichtigen Themen ist eine Sonderschleife im Gehirn auch absolut zu empfehlen. Du solltest dann wachsam werden, wenn du folgende Symptome bei dir bemerkst:

  • Du kannst dich schlecht konzentrieren, weil dich wiederkehrende Gedanken ständig ablenken.
  • Das Gedankenkarussell laugt dich aus und saugt deine Energiespeicher leer.
  • Eigentlich entspannte Momente werden nicht als entspannend wahrgenommen, weil du ständig grübelst.
  • Du genießt viel weniger, weil quälende Gedanken in deiner Wahrnehmung präsenter sind.
  • Du kannst schöne Momente weniger genießen.
  • Du hast Probleme beim Einschlafen, weil besonders am Abend die Ablenkung des Alltags fehlt.

Wenn dich deine Gedanken wirklich stressen, dann empfehle ich noch einmal den separaten Artikel mit den besten Tipps, wie du das Gedankenkarussell stoppst.

Ursachen für das Gedankenkarussell

Lass uns noch einmal einen Schritt zurücktreten, um endlose Gedankenschleifen besser zu verstehen.

Zunächst sind Gedanken wie bereits gesagt ein normaler Teil des Lebens. Je wichtiger dir ein Thema ist oder je größer eine anstehende Entscheidung, desto eher wälzen wir Informationen in unserem Kopf – und das ist gut und wichtig. Aber wann werden „normale“ zu quälenden Gedanken, und warum trifft es manche mehr als andere?

  1. Genetische Disposition: Es gibt diese Menschen, die problemlos abschalten und entspannen können. Viele andere reagieren auch auf leichte Reize stark und haben es von Vornherein schwer, Gedanken abzuschalten. Die gute Nachricht: Mit Meditation, langfristigem Achtsamkeitstraining oder auch regelmäßiger Bewegung kannst du ansetzen und deutliche Verbesserungen erzielen.
  2. Stress: Ein gestresstes Gehirn kann weniger gut mit negativen Gedanken umgehen und weniger konstruktiv denken. Langfristiges Stressmanagement ist extrem vielschichtig und individuell. Hier nur die Kurzform: Sorge für genügend Schlaf, achte auf deine Energiereserven, bewege dich regelmäßig und arbeite an deinem Mindset.
  3. Krankheiten: Angstzustände oder Depressionen machen es noch schwerer, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen. Doch auch hier gibt es nachgewiesene Therapieansätze aus der kognitiven Verhaltenstherapie, Achtsamkeitstraining und regelmäßige Bewegung, die spürbare Verbesserung bringen können.

Fazit

So ein Gedankenkarussell kann sich unangenehm bis hin zu extrem quälend anfühlen: Wir drehen uns im Kreis und kommen kein Stück weiter. Unsere Gedanken drehen sich immer um die gleichen Themen und wir finden keine Lösung.

Zwei wichtige Leitlinien:

  • Je größer das Thema in deinem Leben ist und je wichtiger die Entscheidung, desto mehr ist es auch in Ordnung, länger nachzudenken und das Thema auf dich wirken zu lassen. Übereilte und impulsive Entscheidungen können schließlich auch negative Konsequenzen haben.
  • Je weniger du ein Thema beeinflussen kannst, desto weniger lohnt sich das ständige Grübeln und Sorgen. Das Üben von Akzeptanz ist eine echte Kunst, die Mühe aber sehr gut investiert.

Du suchst noch Tipps, wie du kurzfristig das Gedankenkarussell stoppen kannst? Dann wirst du hier fündig!

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